von Margret Klose 03.02.17, 12:10 Uhr
Erftstadt –
Täglich die Aufregung bei Anneke und Guus Jägers. Der Traum ihres Lebens rückt näher. In ein paar Wochen werden sie in See stechen, um auf eigene Faust die Welt zu umsegeln.
Spätestens Anfang März soll ihr eigenes Boot fertig sein. „Ein paar Wochen wollen wir uns dann an Bord einleben, auch um mit der Technik klar zukommen. Wirr müssen das Schiff und die Geräte beherrschen lernen“, erklärt Guus Jägers. Gerade ist er mit seiner Frau aus dem niederländischen Nijkerk zurück.
Dort am Ijsselmeer steht ihr Schiff in der Werft. Es ist ein 18 Tonnen schweres, 4,05 Meter breites und zwölf Meter langes Stahlsegelschiff mit Hubkiel, beziehungsweise verstellbaren Schwert, von 2,50 bis 1,45 Meter. „Ein holländischer Schiffsbauer hat es entworfen. Es ist ein so genannter Zuidkaper“, erklärt Guus Jägers. Gegen eine Lizenz-Gebühr dürfe es jeder Schiffsbauer nachbauen. In dem Nachbau, den Jägers in Auftrag gegeben haben, sind zudem viele Extras inbegriffen.
„Es wird fantastisch“, schwärmt der 66-Jährige. Die Reling sei ein bisschen höher als üblich. An Bord sind Tanks für 400 Liter Frischwasser, 200 Liter Schmutzwasser und 1200 Liter Diesel eingebaut. Zudem werde ein Gerät installiert, das Meerwasser in Trinkwasser umwandeln kann.
„Der Innenausbau hat begonnen“, berichtet Anneke Jägers. Er gehe gut voran. Unter Deck wird eine Küche mit Tiefkühltruhe, Gasofen und Mikrowelle, ein Wohnraum mit gemütlicher Sesselecke, ein Bad, ein separates WC und ein Schlafzimmer gebaut. „Neben der Küche ist sogar noch Platz für eine Waschmaschine und einen Wäschetrockner“, berichtet sie.
Kürzlich haben sie die Polster und Matratzen ausgesucht. „Unser Bett kommt vorn in den Bug in die Eignerkabine“, berichtet das Paar. Platz haben sie auch noch für eine Gästekajüte im Heck ihres bald „schwimmenden Heims“, dessen Preis durchaus mit dem eines Einfamilienhauses vergleichbar ist.
Eine Besonderheit ist der Aufbau aus Eichenholz über Deck mit Innensteuerstand für schlechtes Wetter und einem kleinen Wohnraum mit Kartentisch und Navigation. Bei Flauten können die Seefahrer den 114 Pferdestärken starken Dieselmotor anwerfen. Ein Bugstrahl-Ruder verbessert die Manövrierfähigkeiten.
Richtig luxuriös ist die absenkbare Badeplatte. „Sie ermöglicht uns, direkt von Bord aus im Meer schwimmen zu gehen.“ Per Knopfdruck können auch das Vor- und Großsegel bedient werden. „Wir werden ja nicht jünger“, sagt Guus Jägers lachend.
Noch müssen sich seine Frau und er in Geduld üben. Jetzt kommt ihr Schiff erst einmal nach Brouwershaven in die Provinz Zeeland. „Dort wird der 16 Meter hohe Mast für das Segel gesetzt und die Aufbauten werden fertig gestellt“, erklärt Guus Jägers. Danach müsse ihr neues Schiff nur noch getauft werden. So wie das ganze Projekt ist auch sein Name gut durchdacht: „Gusanne, soll es heißen, zusammengesetzt aus unseren beiden Vornamen“, erklärt Anneke Jägers.
Vom Ijsselmeer geht es in diesem Jahr zunächst durch die Nord- und Ostsee in die irische See. „Den kommenden Winter werden wir dann noch einmal am Ijsselmeer verbringen“, schildert Anneke Jägers die Reisepläne. Die Kanaren stünden im nächsten Jahr auf dem Plan. „Um unser Spanisch aufzubessern wollen wir dort ein halbes Jahr bleiben.“ Danach gehe es nach Südamerika.
Der Plan, die Welt zu umsegeln. kommt bei den Eheleuten keineswegs spontan. Bereits seit 15 Jahren haben sie sich gedanklich mit ihrem großen Abenteuer auseinander gesetzt. Beide haben vor Jahren im Segelclub Ville auf und am Liblarer See den Segelschein für Binnengewässer erworben.
Zwei Jahre besuchte Guus Jägers später die englische Segelschule „The Royal Yachting Association“. Mehrmals im Jahr segelten die Eheleute in den vergangenen Jahrzehnten auf einem eigenen Boot auf dem Ijsselmeer. „Dort haben wir sehr viel geübt“, sagt Anneke Jägers.
Beide sind in Holland, in Eygelshoven, aufgewachsen. Dort haben sie sich kennen gelernt und vor 42 Jahren auch geheiratet. Gemeinsam kamen sie nach Köln. In den 70er Jahren turnte Guus Jägers in der holländischen Nationalmannschaft. An der Kölner Sporthochschule wollte er ergänzend studieren.
Bald turnte er dort in der Hochschulmannschaft, mit der er sogar in Berlin deutscher Meister wurde. Später wurde er Trainer der deutschen Jugend-Kunstturner-Nationalmannschaft, bevor er in Hürth sein eigenes Sportgeschäft eröffnete. Aber auch das ist jetzt verkauft, ebenso ihr kleines Segelschiff und ihr Eigenheim.
Täglich sind sie jetzt in ihrer Wohnung in Erftstadt mit ihrer Reise beschäftigt. Kurse in Wetterkunde und Erste-Hilfe-Lehrgänge haben sie schon besucht. Zurzeit sind die dabei, das Long Range Certificate (Funkbetriebszeugnis) für die Hochsee zu absolvieren. „Das hat den Vorteil, dass wir auch über Satellit und Kurzwellen kommunizieren dürfen“, erklärt Guus Jägers. Um unabhängig zu sein, kommt auch eine Hochseeangel an Bord. „Guus muss aber die Fische fangen“, betont Anneke Jägers. Sie war zuletzt geschäftsführender Vorstand des Bauvereins Erftstadt. So wie ihr Mann ist auch sie jetzt im Ruhestand.
Ein Zeitlimit für ihre Reise haben sie sich nicht gesetzt. Mit den beiden E-Bikes an Bord wollen sie die Länder erkunden, an deren Küsten sie vor Anker gehen. „Wir haben Leute kennen gelernt, die 18 Jahre unterwegs waren“, berichtet Anneke Jägers. Vorausgesetzt sie bleiben gesund, könnten sie sich gut vorstellen, ebenfalls ein Jahrzehnt und länger auf den Meeren zu Hause zu sein.
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