40 Tage dauerte unser Aufenthalt auf La Gomera, sehr viel gesehen, bestaunen und erleben dürfen, aber jetzt wollten wir wieder weiter. Am Sonntag, den 11.04.21 haben wir um 08.00 Uhr zunächst im Hafen getankt und kurz vor halb neun begannen wir die ca. 47 Sm weite Stecke nach El Hierro, Puerto de la Estaca. Insgesamt 9 Stunden hatten wir eingeplant.
Bei sonnigem Wetter und ca. 22° C, ruhigem Ozean eine herrlich entspannte „Butterfahrt“. Weil wir mehrmals Delfine gesehen hatten, meinte Guus, dass es hier viel Fisch geben würde und hat prompt die Angel herausgeholt, aber……. leider nichts gefangen. Guus ist halt ein Jäger(s) und kein Fischer.
Gegen 17.00 Uhr erreichten wir den Hafen Puerto de la Estaca, wo wir von einem Hafenpolizist freundlich empfangen wurde und der uns beim Anlegen behilflich war. Der Hafen ist schön gelegen und bot bis 1972, Fertigstellungsdatum des Flughafens, die einzige Möglichkeit um nach El Hierro zu gelangen. Die Insel wurde im Jahre 2000 von der UNESCO zum Biosphärenreservat und in 2014 zum Geopark erklärt. Es ist die kleinste und südwestlichste Insel der Kanaren und es leben auf einer Gesamtfläche von 268 Km² rd. 11.000 Einwohner. El Hierro wird die „Insel mit Seele“ genannt. Die ersten, bekannten Bewohner heißen „Bimbaches“.
Im Hafen sind nur wenige Häuser und zum Einkaufen muss man zu der rd. 10 Km weiter entfernten „Haupt“stadt Valverde (rd. 2.000 Einwohner). Da wir das vorher gelesen hatten, wurde in San Sebastián gut eingekauft, sodass wir die ersten Tagen die Zeit nutzen konnten die nähere Umgebung kennen zu lernen.
Ab Mittwoch, 14.04. hatten wir für eine Woche ein PKW gemietet und so die Insel ausgiebig zu erkunden. Die Entfernungen sind zwar nicht groß,aber aufgrund des gebirgigen Reliefs braucht es seine Zeit.
Im Folgenden, was wir besucht, gesehen und erfahren haben.
Valverde (in 1405 gegründet) liegt auf einer Höhe von 600 Metern an einem Hang und ist die einzige kanarische Hauptstadt, die sich nicht an der Küste befindet. Hübsch ist die Pfarrkirche „Nuestra Señora de la Concepción“. Besucht haben wir auch ein kleines ethnographisches Museum in dem Casa de las Quintas. Wir hatten uns einen „Reisepass“ besorgt, mit welchem man zu 8 verschiedenen Museen oder Informationszentren Eintritt erhielt. In dem letztgenannten Museum wurde man über die Handwerkskunst, die hier auf der Insel von je her betrieben wird, informiert, Töpfern, Weben, Schnitzereien, Korbflechten, Schmieden.
Der Ort Guarzoca bietet den Aussichtspunkt „Mirador de la Pena„, ein weiteres Werk des Künstlers Cesar Manrique (von dem wir in unseren Beiträgen über Lanzarote einiges erzählt haben), das zum Kulturgut von besonderem Wert erklärt wurde. In dem Gebäude ist ein Restaurant, das Gerichte anbietet, die mit den typischen Produkten der Insel hergestellt werden. Beim Essen im Restaurant oder auf der Terrasse hat man einen tollen Ausblick auf das Tal Valle del Golfo und auf die Felsformation Los Roques de Salmor.
Im Norden der Insel liegt in einer kleinen, von Steilküsten umschlossenen Bucht der Ort Pozo de las Calcosas. Nach alter Tradition werden hier die Häuser mit Roggenstrohbündeln „Colmo“ gedeckt. Bei niedrigem Wellengang kann man in einem natürlichen Becken im offenen Meer schwimmen. Der Ort ist nur im Sommer und an den Wochenenden bewohnt. Ein zehnminütiger, schmaler Pfad führt über die Steilküste bis in den Ort hinunter.
Nur wenige Kilometer weiter, an der Nordspitze der Insel befindet sich ein weiterer Meerwasserpool, Charco Manso, der von einem Felsentor überspannt wird. Vor einigen Jahrhunderten flossen Lavaströme zur Küste und durch das schnelle Erkalten erstarrte die Lava zu bizarren Formen, das Charco Manso ist ein Beispiel. Mitte in der Klippe entstand ein Becken, welches von Menschen zu einer Bademöglichkeit ausgebaut wurde.
La Frontera ist eine der drei Gemeinden der Insel im nordwestlichen Teil. Zu dieser Gemeinde gehört auch der Ort Las Puntas. Der kleine Ort besteht nur aus wenigen Häusern. Am alten Schiffsanlegeplatz befindet sich ein sehr originelles Hotel, das auf einer Landzunge liegt. Da das Hotel nur 4 Gästezimmer hat, wird es im „Guinness World Records Buch“ als das kleinste Hotel der Welt aufgeführt.
Nicht weit entfernt liegt landeinwärts das Ecomuseo de Guinea, in welchem wir mit unserem „Pasaporte“ Einlass erhielten. Wir hatten einen Rundgang mit einer Guide in einer Lavablase (Höhle) und danach Zugang zu einer Zuchtstation für eine vom Aussterben bedrohte Rieseneidechse. Die Rieseneidechse „Lagarto Gigante de El Hierro“, die bis eineinhalb Meter lang werden konnte ist ausgestorben. In 1975 entdeckte man eine ähnliche Eidechsenart, die bis zu 70 cm groß werden können. Diese werden in der Station gezüchtet um die endemische Tierart der Insel zu retten.
Weiter Richtung Westen kann man zu dem kleinen Bergdorf Sabinosa, angeblich der schönste Ort von El Hierro gelangen. Wir sind mit dem kleinen, jedoch pfiffigen Fiat 500 den Berg hoch, konnten aber diese Feststellung nicht teilen. Anschließend ging es wieder runter ins Tal zu Pozo de la Salud, um dort eine kleine Rast zu machen und einen Kaffee „Cortado“ zu trinken.
Der Küstenweg führte danach bis in den äußersten Westen mit Blick auf Lavafelder und Steilküsten. Es gibt sogar einen weißen Sandstrand „Arenas Blancas“.
Der Leuchtturms „Faro de Orchilla“ im Südwesten der Insel, lag bis Ende des 19. Jahrhunderts am „Ende der Welt“. Im 2. Jahrhundert unseres Zeitalters wurde dieser Punkt von Claudius Ptolemäus als den „Nullmeridian“ definiert. Bis zu der Entdeckung von Amerika wurde El Hierro als das westlichste Ende der Welt angesehen. Gegen Ende des 19. Jh wurde der Nullmeridian -wie bekannt- nach Greenwich verlegt.
Im Süden der Insel in der Nähe des Ortes La Restinga befindet sich das Meeresschwimmbad Cala de Tacorón. Der Ort, La Restinga, der nur wenige Kilometer davon entfernt, ist ein kleines Fischerdorf, wo es jedoch auch eine Marina gibt.
Als wir uns den Ort La Restinga ansahen, begegneten wir zufällig Brigitte und Jean-Louis, die wir in San Sebatián auf La Gomera kennen gelernt und mit welchen wir zwei schöne Abende verbracht hatten. Die Beiden sind mit Ihrer Segelyacht „Galaad II“ unterwegs. Sie waren mit der Fähre nach El Hierro gekommen und hatten in La Restinga einen Tauchkurs belegt. Wir erhielten eine Einladung zum Abendessen in dem Hotel Parador, nicht weit von Puerto de las Etaca entfernt, wo die beiden übernachteten, bevor es Sonntags wieder zurück nach San Sebastián ging.
Sehr schön ist auch die östliche Küste in der Zone von „Las Playas„. In der Bucht erhebt sich der sonderbare „Roque de la Bonanza„. Diesen Küstenbereich haben wir einen Tag später auch von oben bewundern können, als wir auf dem Aussichtspunkt von Isora waren.
Im Landesinnern in der Nähe des Ortes San Andres stand der „Garoé“ oder heiliger Baum der Bimbaches (Urbevölkerung). Die Blätter und Zweigen dieses Baumes, wie natürlich auch anderer Bäume, weisen die Eigenschaft auf, dass sie die Luftfeuchtigkeit aus den dort fast ständig tief hängenden Wolken kondensieren. Die Bimbaches haben diese Feuchtigkeit in natürlichen Wassersammelbecken aufgefangen. Der ursprüngliche Baum wurde in 1610 von einem Sturm entwurzelt. In 1945 wurde ein Stinklorbeerbaum gepflanzt, mittlerweile 7m hoch, der die gleiche Aufgabe auch heute noch erfüllt.
Eine schöne 7,5 Km lange Wanderung haben wir in der Nähe von Los Lianillos gemacht. Der Pfad führte durch Lavafelder und Lorbeer- und Kiefernwald. Herrliche Luft und Natur pur.
Spannend war die Fahrt zu dem höchsten Berg von El Hierro, der „Malpaso“, 1.501m hoch. Es führte zum Gipfel nur über ein Erdstraße bzw. Schotterstraße, welche zum Teil Risse, große Löcher und starke Unebenheiten zu bieten hatte. Der Fiat 500 musste ganze Arbeit leisten. Oben wurden wir wiederum mit einer schönen Aussicht belohnt.
Die Flora auf El Hierro hat auch ihre Besonderheiten. Das Wacholdergebiet „El Sabinar“ im westlichen Bereich der Insel hat eine besondere Art des Wacholders zu bieten. Es sind die Prügelknaben der Insel. Trotz des fast ständigen NO-Windes (Passatwind), nährarmer Boden (Lava) und der wenigen Flüssigkeit in dieser Gegend halten diese Bäume durch.
Straßen führten durch herrliche Kiefernwälder, die wie „aufgeräumt und gekehrt“ aussahen. Wie auf La Gomera, gab es auch hier in den feuchteren Gebieten, Bäume, die mit Moos bewachsen sind. Und -wir hatten das Glück im Frühjahr hier zu sein- zu gut wie an allen Straßen, die im übrigen max. zwei- aber öfters nur einspurig sind- waren die schönsten Wildblumen zu sehen. Man hatte das Gefühl, man fährt durch eine Parklandschaft.
Viele tolle Eindrücke, wir können die Insel nur Wärmstens empfehlen. El Hierro ist ein wahres Paradies, wenig Fremdenverkehr, sehr zu Freuden aller derjenigen, die die Insel lieben und sie so erhalten wollen, wie sie ist.
Im Hafen war es ziemlich ruhig, nur wenige Segler waren seit den 2 Wochen, die wir hier waren bzw. noch sind, neu hinzugekommen. Weil es in dem Hafen keine Einkaufsmöglichkeiten gibt, wie eingangs erwähnt, kommt montags ein Gemüsehändler mit eigenen Erzeugnissen hierher und bietet seine Ware an. Alles sehr knackig und frisch.
Eine kleine Anekdote: Guus ist immer sehr behilflich, wenn Boote anlegen wollen und steht immer zur Stelle, wenn er sieht, wenn jemand in den Hafen reinfährt und schaut, wo er anlegen kann. So auch an einem Nachmittag, wo ein kleines Segelschiff in den Hafen hineinfuhr und an unseren Steg an seinen Liegeplatz festmachen wollte. Es war nur ein knapp 8m Boot und leicht. Guus hat die am Steg bereits vorbereitete Leine an der Bugklampe des Bootes festmachen wollen, aber durch sein eigenes Gewicht drückte er das Boot weg vom Steg und er plumpste ins Wasser. Tschja, sowas kann passieren.
Wir sind jetzt 2 Wochen in Puerto de la Estaca und planen am kommenden Montag, 26.04. zu der Insel La Palma zu segeln. Guus hat die Seekarte studiert. Es sind knapp 52 Sm bis Tazacorte, im Westen der Insel La Palma, somit benötigen wir rd. 10 Stunden Fahrzeit.
Bis dahin bzw. bis zum nächsten Beitrag eine schöne Frühlingszeit und wir beiden stoßen auf eure Gesundheit an!