So viel Pech, wie wir bei der Anfahrt zum Hafen „Porticciolo Turistico Sant’Antioco“ auch hatten, so viel Freude und schöne Erfahrungen hatten wir auch in den 2 Wochen, die wir im Hafen verbrachten, bzw. haben sie immer noch.
Zunächst jedoch, das „Unerfreuliche“. Da der Hafenmeister sind am Montag, 28.5. der dritte Tag nach unserer Ankunft, immer noch nicht hatte blicken lassen, ist Guus zur Guardia Costiera (Coastgard) gefahren. Dort erfuhr er, dass wir ein Bußgeld in Höhe von € 321,- zu entrichten hätten, weil wir ohne Genehmigung durch den Zufahrtskanal zum Hafen gefahren sind. Dass der Hafenmeister uns mit keinem Wort darauf hingewiesen hatte, interessierte die Behörde nicht. Wir hätten uns selber zu informieren! Die Zahlung musste innerhalb 5 Tagen mittels einem besonderen Formular, die wir im Internet suchen sollten, erfolgen. Gefunden ja, und auf Empfehlung der Carabinerie sollten wir damit zum Postamt. Diese konnte nichts damit anfangen und schickte Guus wieder zur Coastgard. Dort Schulterzucken, ein wenig Auskunft, zurück zum Postamt und wieder neue Fragen, z.B. die Steuernummer der Coastgard. Guus erneut zur Coastgard, wieder Schulterzucken und letztendlich bekam er eine IBAN-Nummer, sodass wir eine normale Überweisung tätigen konnten. Das Geld war jedoch 2 Tage später wieder auf unserem Konto, weil das uns genannte Konto aufgelöst war. Guus zum Xten Mal zur Coastgard, ein erneutes Schulterzucken und 2 Tage später erhielten wir eine neue Bankverbindung, die dann endlich richtig war! Ufff ! Letztendlich musste noch eine schriftliche Erklärung abgegeben werden, dass wir bei der Abfahrt von einem Lotsen begleitet werden, in eigener Verantwortung den Hafen verlassen und dass unser Schiff fahrtüchtig wäre.
Der Hafenmeister kam am 3. Tag nachmittags vorbei, ein richtiger Schlumpi. Erst entschuldigte er sich und er würde uns einen guten Preis machen, davon wollte er dann die nächsten Tage nichts mehr wissen. Er machte auch einen verwirrten Eindruck. Wir haben unsere Enttäuschung zur Äußerung gebracht, dass er als verantwortlicher Hafenmeister uns wenigstens auf die Situation vor Ort hätte hinweisen sollen. Zum Schluß, mit ein paar deutlichen Worten von Guus, war die erste Woche gratis und die 2. Woche zu einem etwas reduzierteren Preis.
Jetzt zum Erfreulichen: Die 3 „Retter“ entpuppten sich als sehr nette, freundliche und lustige Männer. Als Dankeschön hatten wir Sonntags zu einem Abendessen mit Frauen eingeladen in einem Hafenrestaurant. Da alle nur italienisch sprachen, war neben Gestik und Mimik der Google-Übersetzer hoch im Kurs. Das Wort „Traddutore“ = Übersetzer wurde uns schnell zu einem Begriff. Es war ein sehr lustiger Abend.


Fabricio und Giancarlo sind in der überwiegende Zeit des Jahres Fischer, aber in den Sommermonaten verdienen Sie dazu, indem Sie Touristen Rundfahrten um die Insel anbieten, zum Teil kombiniert mit Angeln und natürlich mit Essen und Trinken. Sebastian ist „nur“ Fischer.


Die 3 Familien haben uns beide reichlich beschenkt mit frischen Tomaten, Trauben und Bohnen aus eigenen Gärten, Gebäck, selbstgemachte Bottarga sowie Sekt, sardinischer Myrtenlikör und natürlich frischen Fisch.

Fabricio hat uns alle zu seinem Boot eingeladen zum Abendessen, es gab nur Fischgerichte. Zunächst das sardische Hirtenbrot bestreut mit Olivenöl und geriebenem „Bottarga“ (Fischrogen von Meeräsche oder Thunfisch, die gesalzen, gepresst und getrocknet werden). Danach eingelegte rohe rote Garnelen und einen Pulposalat. Als weitere „Platti“ gab es Linguinen in Soße von gebratenen roten Scampis (Gamba Carabiniera), die wir danach serviert bekamen. Alles total lecker und frisch. Als krönenden Abschluss gab es ein Stück Mandorle-Kuchen und ein oder zwei Gläschen Limoncellomilchcrème als Digestif. Während des Essens wurde Prosecco oder sardinischen Weißwein „Karmis“ serviert. Wenn das kein Verwöhnerlie war!!!


Sebastian und Giancarlo haben Guus geholfen Diesel für unser Boot zu besorgen und nachgetankt per Kanister, weil keine Tankstelle in dem Hafen war. Wir brauchten nur Peep zu sagen und Hilfe war da.
Auch neue Hausbankbatterien haben wir im Hafen einbauen lassen. Die Firma wurde uns von Sebastian empfohlen und der Chef Luciano hat kurzfristig 4 Batterien (AMG) besorgen können und mit Hilfe eines Angestellten die alten über 60Kg schwere Batterien ausgebaut und entsorgt und die neuen, genau so schwer, eingebaut. Es gab bei dem Einbau zunächst ein Problem (logisch, warum sollte etwas auf Anhieb klappen!), denn die neuen Batterien waren insgesamt knapp 2 cm zu groß, obwohl Guus die genauen Dimensionen vorher genannt hatte. Aber Guus hatte die rettende Idee, indem er vorschlug bei 2 Batterien jeweils an einer Seite die Kunststoff-Handgriffe abzusägen. So gesagt, so getan und alles gut!

Viel unternommen „urlaubsmäßig“ haben wir beide in den 2 Wochen nicht viel, weil wir nur mit der Lösung der Probleme, die wir hatten, zu Gange waren. Aber natürlich haben wir uns den Ort Sant’Antioco angesehen.



Am 2. Wochenende war ein Fest zu Ehren des Schutzpatron „Antiochus von Sulci“, der im 2. Jahrhundert auf der Insel Sardinien lebte. Er gilt als der älteste Heilige Sardiniens und wird in der Stadt Sant’Antioco besonders verehrt. Ostern und in August eines jeden Jahres findet eine Prozession statt, ein wichtiges Ereignis für die Stadt und die gesamte Insel, bei dem zahlreichen Folkloregruppen aus ganz Sardinien in traditionellen Kostümen teilnehmen.





Am Tag vorher war eine Prozession zu Wasser, an welcher viele Boote und Bötchen teilnahmen.



Mit dem Fahrrad sind wir zu dem 12Km nördlich gelegenen Ort Calasetta, eine kleine Gemeinde mit einem Hafen. Hauptbeschäftigung der Menschen in Calasetta ist vorwiegend der Dienstleistungssektor und im Sommer der Tourismus.


Zwei Tage vor unserer Abfahrt aus dem Hafen, waren unsere Freunde nochmals an Bord und Anneke hatte einige Tapas vorbereitet, die unseren Besuch gemundet haben.

Da die Coastgard vorgegeben hatte, dass wir den Hafen nur mit einem Lotsen verlassen durften, hat Sebastian organisiert, dass wir das Boot (ein Touristenboot) seines Bruders, der eine Lizenz hat und den Kanal somit befahren darf, folgen konnten. Freitag, 08.08. morgens um 9.15 Uhr trafen wir uns im Vorhafen und zusammen passierten wir problemlos im Rauschefahrt (7 Knoten) den Kanal. Den Kanal mit den Pricken zu folgen war eigentlich kein Problem, auf der Hinfahrt hatte Guus dies ja ohne Lotsen prima geschafft, nur die Betonnung im Hafen selber war ja die Misere. Aber, wat mutt, dat mutt!


Am Ende des Kanals fuhren wir dann Richtung Calasetta, wo wir zufällig an Sebastian mit seinem Fischerboot vorbeifuhren.

Danach fuhren wir zur Westküste der Insel zu der Bucht Tonnara, wo wir zwei Nächte vor Anker blieben. Eine Bucht mit einer alten Thunfischfabrik aus dem 13. Jahrhundert. Heute befindet sich dort ein Museum, was jedoch leider nicht geöffnet hatte. Am Wochenende war die Bucht sehr gut besucht, was wegen dem tollen Strand und herrlich klarem Wasser nicht weiter verwunderlich war. Mit dem Dingi sind wir rüber zum Strand und haben eine kleine Wanderung entlang des Strandes und Buchtes gemacht.




Bei einer seiner Schnorchelgänge ist Guus auf ein ihn bislang unbekanntes Wesen gestossen, eine „Spiegeleiqualle“, die hier im Mittelmeer zu Hause ist. Sie kann einen Durchmesser von ca. 35cm erreichen. Für den Mensch ist sie ungefährlich.


Die Wettervorhersage gab an, dass in der Nacht von Sonntag auf Montag (10,08, auf den 11.08.) der Wind von SO auf NW drehen sollte und dass dies auch die nächsten Tage so bleiben würde. Auf der Hinfahrt nach Tonnara hatten wir einen kleinen Abstecher zu der gegenüber liegenden Insel „Di San Pietro“ gemacht und dort eine Bucht gesehen, die uns geht gegen NW-Winde schützt. Der Skipper schlug nach dem Abendessen am Sonntag vor dorthin zu fahren, was kurzerhand in die Tat umgesetzt wurde. Eine halbe Stunde Fahrt, knapp 3 Sm, und wir lagen in der Bucht im Südosten der Insel di San Pietro vor dem Strand „Spiaggia Guidi“ schon wieder vor Anker. Gute Idee! Hier bleiben wir auch 2 -3 Nächte und wollen dann für ein paar Tage in den Hafen von Carloforte. Eine Anfrage haben wir schon gestartet.

