Staande Mast Route von Amsterdam nach Vlissingen

Nachdem die Werft die Bilgepumpen- und Handlenzpumpenprobleme in Muiden beseitigt hatte, ging die Fahrt am 10.6. weiter. Zwar hatte Guus am 8.06. ein erneutes Dieselleck festgestellt, jedoch weigerte die Werft sich zunächst ein weiteres Mal nach Muiden zu kommen und die Sache zu beheben. Wir sind dennoch los und wollen dieses Problem später lösen.

Wir entschlossen uns, die eigentlich schon vor Jahren bereits mit unserer damaliger „Etappe 24“ geplante „Staande Mast“ Route, beginnend in Amsterdam zu fahren.  Man kann die Route bereits von Delfzijl (Provinzie Groningen) aus, über Groningen, Lauwersoog, Friesischen Seen, Lemmer, Ijselmeer und dann weiter über Amsterdam fahren. Da wir uns jedoch bereits südlich im Ijsselmeer (Markermeer) befanden und das Ijsselmeer und Lemmer etc. bereits kannten. ging es für uns ab Amsterdam los.

Via der Schellingwouderbrücke und den Oranjeschleusen kamen wir in das IJ. Dies war sehr beeindruckend, großes Gewässer, viele Schiffe und viele Häfen.

I love Amsterdam

Mit einem Sportboot darf man die „Staande Mast“ Route nur nachts und dann auch nur im Konvoi fahren. Tagsüber werden, aufgrund des starken Verkehrs auf den Straßen, die Brücken nicht für Sportboote geöffnet. Alternativ kann man auch tagsüber über Haarlem und Leiden fahren, was für uns jedoch nicht in Frage kam.

Anmelden und anlegen muss man sich im Houthafen. Wir konnten die Westerverkehrsbrücke passieren und im Westerkanal warten bis zum Aufruf. Das Ultrakurzwellengerät (VHF) sollte auf Standby eingeschaltet bleiben. Um 23.00 Uhr erhielten wir die Nachricht, dass es um 01.00 Uhr los geht. Insgesamt 5 Segelschiffe hatten sich angemeldet.

Nach 1 1/2 Std. spannende Nachtfahrt durch die Grachten von Amsterdam hatten wir 7 weiteren bewegbaren Brücken und eine weitere Schleuse bis in das „Nieuwe Meer“ geschafft. Hier konnten wir an einem Wartesteg anlegen und die restliche Nacht verbringen.

Am nächsten Mittag ging es weiter durch die „Ringvaart des Haarlemmermeerpolders“. Zunächst musste die Schiphol-Bascule-Doppelbrücke, die nur 3x am Tag für die Sportbootschifffahrt kurze Zeit geöffnet wird, passiert werden. Folgende Gewässer wurden dann befahren: Westeinderplassen, Oude Wetering, Braassemermeer und die Gouwe und dabei wurden, bis zum Anlegeplatz im Hafen von Boskoop, insgesamt weitere 11 Brücken passiert, was natürlich auch alles seine Zeit kostete. Aber es gab viel Neues zu sehen.

Fahrt durch „de Oude Wetering“
Hebebrücke „te Gouwsluis“
manuell, eher „frauell“ bedienbare Brücke, Einfahrt Hafen Boskoop

Am nächsten Tag ging die Fahrt weiter nach Gouda über die „Gouwe“ und die „Nieuwe Gouwe“. An dem Tag wurden insgesamt 2 Hebe- und eine Eisenbahnbrücke passiert. Gouda, ein wunderbares altes holländisches Städtchen mit vielen hübschen geschichtsträchtigen Häusern und Sehenswürdigkeiten.

Anneke im Käseladen
Stadthuis in Gouda

 

 

Am Mittwoch, 13.06.18 war die älteste holländische Stadt Dordrecht unser Ziel. Dordrecht erhielt bereits in 1220 als erste Stadt, Stadtrechte, und hier wurde in 1572 die Geburt der Niederlanden politisch bestimmt um sich vereint von der spanischen Herrschaft zu befreien. 

Nach Dordrecht gelangten wir via der „Hollandse Ijssel“, „Oude Rijn“, „Noord“ und „Nieuwe Maas“; insgesamt 6 Brücken und 2 Schleusen.

Fahrt durch „Oude Rijn“
Einfahrt Hafen Dordrecht des Kön. Dordr. R + S. Vereins via Engelenburgerbrücke

 

Vereinsschild des Kön. Dordrechtsche Ruder- und Segelvereins

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach einem heftigem Mailverkehr mit der Werft, hatte der Inhaber sich dann doch entschlossen, sich um die Diesellecks zu kümmern. Inzwischen waren es wieder die zwei Lecks, die wir schon im letzten Jahr festgestellt hatten und die in Nijkerk „behoben“ wurden. Die Werft schickte jedoch diesmal einen Fachmann nach Dordrecht, der die Lecks innerhalb 2 Tagen behob und am 3. Tag nochmals kontrollierte. Diesmal alles richtig trocken! Somit verbrachten wir insgesamt 4 Tage -gerne- in Dordrecht. Donnerstag besuchte uns Anneke’s in der Nähe wohnender Neffe Kevin, mit seiner Freundin llona und deren beiden Hunde Terra und Sjef.

Freitags sind wir mit dem Wasserbus nach Kinderdijk gefahren. Kinderdijk ist ein kleiner Ort und liegt auf dem Polder Nederwaard, etwa 15 Km südöstlich von Rotterdam. Bekannt ist der Ort für seine Mühlen, die 1997 in die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen wurden. Sehr sehenswert!

Vielleicht doch eine Nummer zu klein?

          

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Samstag, 17.06.18, haben wir dann noch eine Radtour zu dem Nationalpark „De Biesbosch“, nur knapp 8 Km von Dordrecht entfernt, unternommen. Das Naturschutzgebiet ist durch eine Flutkatastrophe in November 1421 entstanden, damals zunächst ein Sumpfgebiet. Im Jahr 1994 wurde der Biesbosch zum Nationalpark erklärt. Hier findet man ein angepasstes Pflanzen- und Tierleben.

Sonntag, 17.06.18 sind wir weiter nach Willemstad gefahren, haben an dem Tag zwei Brücken, eine Eisenbahnbrücke sowie eine Verkehrsbrücke, passiert und sind durch die Gewässer „Oude Maas“, „Dortsche Kill“ und „Hollands Diep“ zu der alten Festungsstadt aus 1584 gelangt.

Willemstad auf unserem Plotter

Am Montagabend besuchten  Eric (Guus Patenkind) und sein Vater Giel Luja uns in Willemstad und wir haben etwas leckeres für sie gekocht. Beide haben auch je ein Segelschiff, welche in Zeeland im Hafen Scharendijke liegen.

Nach zwei Tage ging die Fahrt weiter nach Bruinisse. Bis dahin waren wieder drei Schleusungen erforderlich, die letzte führte uns in das Grevelingen Meer. Mittwochs haben wir eine Radtour nach Brouwershaven unternommen, um dort bei der ansässigen Firma Seldén, zwei Blocks für die Gennakerschoten abzuholen, die uns noch fehlten. Auch hat die in Bruinisse ansässige Firma A.M.L. sich  nochmal die Zeit genommen, das Navigations- und Steuerungssystem von B & G (Software) auf unserem Schiff nachzusehen und uns hilfreiche Tipps und Tricks gezeigt. Frank de Groot vielen Dank dafür! 

Krammerschleuse Richtung Bruinisse
Blick auf Grevelingen Meer

 

 

 

 

 

Am Freitag wurde die nördlich gelegene Halbinsel Goeree Overflakkee per Rad erkundet, insbesondere gefiel uns dort das Städchen Middelharnis.

Weiter ging es am Samstag, 23.06.2018 in den Oesterhafen im Veerse Meer. Befahrene Gewässer „Zijpe“ und „Kneeten“. Lange Wartezeiten bei der Schleuse Grevelingen Meer und Veerse Meer mussten in Kauf genommen werden. Unterwegs haben wir festgestellt, dass die große Backbord-Elektrowinsch nicht funktionierte, die Sicherung war herausgesprungen. Guus wird im Hafen nachschauen, was los ist. Wir haben uns solange zwecks Trimmung der Genua mit der kleinen E-Winsch behelfen können.

Nach einer Übernachtung sind wir Sonntags nach Middelburg, die Hauptstadt von Zeeland gefahren und bekamen einen tollen Liegeplatz im Außenhafen mit Blick auf die Stadt.

Auf dem Weg nach Middelburg hatten wir schönes Segelwetter, mussten zwar kräftig kreuzen, aber Wetter und Natur waren die Anstrengungen wert. Vor dem Ort Veere komt man in den „Kanal von Walcheren“ und somit nach Middelburg. Dort haben wir vier schöne Tage verbracht, u.a. eine Dinghi-Tour durch die Kanäle. Am letzten Tag haben wir eine Radtour nach Zoutelande gemacht. Diesen Ort wollten wir unbedingt sehen, weil wir Wochenlang auf Radiosender „100% NL“ oder „Radio Veronika“ den Ohrwurm „Zoutelande….. blij dat je hier bent, blij dat je hier bent“ hörten. Zoutelande hat einen typisch holländischen breiten Sandstrand und hohe Dünen, und natürlich Restaurants, Fischbuden und Läden. War nett.

Mittwoch, 27.06.18 stand die letzte Etappe der Staande Mast Route an. Von Middelburg weiter durch den Kanal nach Vlissingen. Fünf Brücken und eine Schleuse waren auf unseren Weg. Bevor wir fuhren haben wir zunächst den im Vergleich zu Belgien in den Niederlanden günstigeren Diesel getankt. 600 Liter wurden nachgetankt. Um 12.27 Uhr sollte die erste Brücke drehen, um dann den „blauen Golf“, so etwas wie grüne Welle, um die kompletten Brücken und Schleuse zu nutzen. Wir hatten das Glück, dass ein Frachtschiff (Berufsschifffahrt) vorbeifuhr, welche vorrangig behandelt wird, sodass wir bereits gegen 11.45 Uhr „mee liften“ also mitfahren durften und bereits nach einer guten Stunde die Schleuse bei Vlissingen passiert konnten.

Schleuse Vlissingen mit Blick auf die Westerschelde

In Vlissingen wollten wir keinen Stopp machen, da wir dort bereits -zwar mit dem Auto- mehrmals waren.

Beim Öffnen der Schleuse waren wir dann in der Westerschelde, einen Arm der Nordsee……. und die „Staande Mast Route“ war zu Ende.

Fazit: Es war wirklich eine tolle Tour bzw. Fahrt und sehr empfehlenswert. Wir hatten dabei sehr viel Glück mit dem Wetter, was natürlich alles  noch schöner machte. Von Amsterdam bis Vlissingen waren es lt. Logge insgesamt ca. 150 Sm, auf dem Weg waren 38 Brücken und 11 Schleusen. Die Nutzung der Brücken und Schleusen ist gebührenfrei. Man spielt als einzelnes Boot genau so eine Rolle wie all die vielen PKWs, LKWs etc., welche eine Straße befahren und bei einer Brücke warten müssen, bis du mit deinem Boot durchfährst. Hat uns schon beeindruckt!

Weiter gefahren sind wir bis Breskens und von dort aus werden am Donnerstag, 28.06.18 die Niederlanden verlassen und entlang der Belgischen Küste Richtung Süden fahren.