Nach 6 sehr schönen Tagen in La Roche-Bernard sind wir Ostermontag um 07.10 Uhr bei Hochwasser los und waren bei der ersten Schleußung mit noch weiteren 5 Booten mit dabei, sodass wir um 08.30 Uhr schon wieder im Atlantik waren. Der OSO-Wind war an diesem Tag schwach, bis max. 7 Knoten. Die Strecke nach Pornichet war 32 Seemeilen und wir hatten als ETA (estimated time of arrival) 14.30 Uhr angesetzt; dabei rechnen wir immer ca. 5 Knoten Geschwindigkeit und 5 Seemeilen je Stunde. Das Wetter war sonnig bis 17° C, später wurde es etwas diesig, aber die Fahrt war sehr angenehm. Die Genua wurde zeitweise gesetzt, jedoch überwiegend das Großsegel, und wegen des zu geringen Windes mit Motorunterstützung. Bereits um 14.00 Uhr haben wir im Hafen angelegt, eine 1/2 Std. früher als geplant. Bei der Anfahrt mit Blick auf die Küste bzw. Strände von Pornichet haben wir zunächst gedacht, hier bleiben wir nicht lange, weil wir auf Hochhäuser, Apartments und Hotels (wie die Belgische Küste) schauten.
Dies ist für Frankreich sehr ungewohnt, weil man die Küsten und Strände immer sehr natürlich belässt. Aber bei näherer Erkundung war auch ein Großteil der Küste von Pornichet so belassen, wie es ursprünglich gewesen sein muss. Dies machte wieder einiges gut. Hinter den Hotels etc., war das Städtchen sogar sehr hübsch mit einem alten Villenviertel.
Am nächsten Tag waren wir bei einem Spar-Markt, welcher in der Nähe des Hafens war, einkaufen. Guus hatte sein Fahrrad mitgenommen und Anneke saß auf dem Gepäckträger. Das Fahrrad wurde vor dem Supermarkt mit einem Abus-Schloss gesichert, jedoch nicht noch zusätzlich an einem Zaun oder Pfahl. Direkt neben dem Supermarkt saß ein Penner auf dem Bürgersteig und bettelte. Ein Weiterer saß nur wenige Meter weiter auf einer Bank und trank ein Bier. Nach nur max. 10-minütigem Einkauf stellten wir fest, dass das Fahrrad verschwunden war, ebenso der Penner, der vorher auf der Bank saß. Nur seine Tasche und sein Bier standen noch dort. Der Andere meinte nur, er hätte nichts gesehen und wüßte nichts. Guus, nicht faul, rannte wie von der Tarantel gestochen los und fragte mehrere Passanten, ob sie einen Mann gesehen hätten, der ein Fahrrad trägt. Mit Akku und dem Schloss wiegt das Fahrrad ca. 27 Kg, also schnell konnte der Dieb nicht sein. Zwei junge Männer, die Guus auch gefragt hatte, rannten sofort mit, um Guus bei der Suche zu helfen. Eine Dame schließlich zeigte Guus genau in welcher Gasse der Dieb gegangen war. Und da war er auch, er stand in einem Garten und hatte das Rad zwischen Sträuchern versteckt und seine Jacke darüber gelegt. Er blieb bei der Gegenüberstellung ganz cool und meinte nur, ein „Dunkelhäutiger“ hätte ihn gebeten, bei dem Fahrrad zu bleiben, mehr wisse er nicht, die Jacke wäre nicht von ihm. Bei dem Wort Dunkelhäutiger wurde einer der beiden jungen Männer, die Guus geholfen hatten, selber Marokanischer Abstammung, sehr böse und wollte den Dieb verprügeln, was Guus vermeiden konnte. Guus hat sein Fahrrad genommen, sich bei den jungen Männern bedankt und zurück zum Supermarkt, wo wenig später auch der Dieb wieder hinkam, natürlich mit seiner Jacke. Also, „happy end“ mit dem Fazit, dass das Fahrrad künftig nur noch an einem Zaun, Pfahl o.a. zusätzlich gesichert wird. Das Wetter wurde leider schlechter, dass heißt regnerisch und stürmisch, sodass wir beschlossen, bis Sonntag in Pornichet zu bleiben. Das hatte wiederum zum Vorteil, dass wir das Geschehen rund um die Segelregatta „Select 6,50m Classe mini“ mitbekommen haben. Diese Regatta ist ein Qualifikations-Wettbewerb, Einhand, für 6,50 m große Segelschiffe. Es finden mehrere Regatten statt und die Sieger sind dann berechtigt an einer Regatta teilzunehmen, die über den Atlantik führt. Der Start war zunächst für Samstag geplant, aber wegen des Wetters auf Sonntag, 10.00 Uhr verschoben worden. Es sind 300 Sm zu segeln: Pornichet- les Birvideaux-Belle Île- Île-d‘ Yeu- les Sables d’Olonne- Île-de‘ Yeu- Groix- Pornichet.
Dann hat Guus die Zeit in Pornichet genutzt und die Wartung der elektrischen Winsche durchgeführt. Dies soll alle 2 Jahren erfolgen. Insgesamt haben wir vier elektrischen Winschen an Bord, 2 kleinere 40 ST und 2 größere 58 ST, letztere auf Geschwindigkeit regulierbar.
Sonntag, 28.04. sind wir gegen 11.30 Uhr zum Hafen in Pornic, 19 Sm südlicher gefahren. Der WNW-Wind hatte bis zu 13 Knoten zu bieten, sodass Genua und Groß gesetzt werden konnten. Der Himmel war bewölkt und die Temperatur kam nicht über 12°. Der geplante Kurs wurde etwas geändert um den achterlichen Wind, der ein unangenehmes „Rollen“ des Schiffes verursacht, zu umgehen. Um 15.00 Uhr konnte bereits angelegt werden.
Wir haben die tolle Bretagne nunmehr verlassen und sind jetzt in der Region „Pays de la Loire“. Pornic, ein bekannter Badeort, entlang der „Côte d’amour“
Die Umgebung wurde wieder mittels einer Wanderung und Radtouren erkundet.
Mittwoch, am 1. Maifeiertag, haben wir um 08.00 Uhr abgelegt. Unser Ziel war die ca. 30 Sm entfernte, im Atlantik gelegene Insel „Île-d’Yeu„. Auch wieder eine Empfehlung von Franzosen, die wir kennen gelernt haben. Die Fahrt war eine, wie Guus sie nannte, „Butterfahrt“. Es wehte ein schwacher NO-Wind, der später auf Ost wechselte, von max. 7 Knoten. Der Himmel war nur teilweise bewölkt und bei 12°C -und entsprechender Kleidung- war dies eine sehr entspannte Überfahrt, und das in dem Golf der Biskaya!! Wir haben nach 6 Stunden im Hafen von „Joinville“ -Hauptstadt- angelegt.
Die Insel, 23 Quadratkilometer groß, hat rd. 4.600 Bewohner, die neben dem Fischfang überwiegend vom Tourismus leben. Die Insel und der Ort haben uns von Anfang an sehr gut gefallen. Obwohl hier viele reiche Pariser Eigentum erworben haben, ist alles beim „Alten“ geblieben. Keine modernen oder auffallenden Häuser bzw. Gebäude.
Sicherlich wird es im Sommer zu den Ferienzeiten nicht so ruhig und friedlich wirken wie jetzt, aber dieses Privileg durften wir beiden -als Rentner- genießen.
Auch auf der schönen Insel blieben wir einen Tag länger als geplant, haben am Sonntag noch eine weitere Radtour gemacht, hier ergänzend noch einige Bilder von dieser Tour, und am Montag, 6.05.19 geht es wieder zum Festland, Les Sables d’Olonne.
Bis dahin!