Als wir unseren letzten Beitrag am 09.07. geschrieben hatten und allen einen schönen Sommer wünschten, ahnten wir nicht, dass kurze Zeit später Teilbereiche in NRW und Rheinland Pfalz von einer Hochwasserkatastrophe betroffen wurden. Wir wünschen den betroffenen Familien bzw. Personen viel Kraft und Zuversicht, dieses folgenschwere Unglücksereignis zu meistern. Wären wir zum jetzigen Zeitpunkt zu Hause in Erftstadt, wäre es für uns eine Selbstverständlichkeit den Menschen bei den vielen erforderlichen Arbeiten zu helfen.
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Die letzten Tage auf der Insel Santa Maria haben wir noch mit Wanderungen verbracht und am 15.06. abends zusammen mit Marita und Erik das Festival „Santa Maria Blues“ besucht. Auf einer großen Weide hatte man einen Platz geschaffen, wo rundherum größere Buden aufgebaut waren, die Getränke, Essen und Handarbeitprodukte zum Kauf anboten. An dem Abend spielten zwei portugiesische Bands, die für unsere Ohren zuviel Rock anstatt, wie von uns erwartet, Blues spielten. Dennoch haben wir das Ganze drumherum genossen.
Eine nette Begegnung hatten wir noch mit dem französischen Seglerpaar Sophie und Alain, „SY Patago“, die bereits seit 19 Jahren auf eigenem Kiel auf Weltreise sind und schon an die 300.000 Sm geschafft haben. Alain, der bereits 74 Jahre jung/alt ist denkt noch lange nicht ans Aufhören. Schön! Wir erhielten eine Einladung und konnten das Schiff, innen bestückt mit zahlreichen Reiseerinnerungen, Fotos und souvenirs, besichtigen.
Henrique, ein sehr freundlicher Marinero im Hafen von Vila do Porto, hatte uns noch mit einem Veja-Fisch, oder Papagaienfisch überrascht, den Guus filitierte und den wir uns abends gut schmecken ließen. Samstag vor unserer Abfahrt hat Henrique uns abends abgeholt und ist nach Maia gefahren, wo ein guter Freund von ihm, Pedro bzw. der Vater von Pedro einige Terrassen besitzt und dort Weinreben angepflanzt hat. Den Wein, welchen sie nur für die Familie und Freunden noch auf traditionelle Weise herstellen (Trauben mit dem Füßen zerdrücken usw.) durften wir probieren. Eine Art Sekt, Pedro nannte es Spumante, war für unseren Geschmack ein wenig „suur“. Anschließend erhielten wir eine Probe eines Weines, welche einem Portwein glich. Das war schon besser für unsere Gaumen. Die ganzen Erklärungen und das Zeigen des Wein“kellers“ und des hübschen Innenhofs wurden von Pedro liebevoll vermittelt. Anschließend hat Henrique uns noch den nabei gelegenen Wasserfall in Maia gezeigt. Henrique und natürlich auch Pedro vielen Dank!
Nachdem wir die Insel Santa Maria so gut wie komplett besichtigt hatten, haben wir uns am 19.07. aufgemacht und sind zur nächsten Azoreninsel, Pico, zum Hafen in Lajes do Pico, gesegelt. Für die 182 Sm lange Strecke benötigten wir 38 Std. Der vorhergesagte NO-Wind, welcher uns den größten Teil der Strecke begleiten und einen halben Wind Kurs bringen sollte, kam nicht. Stattdessen eine Nordwind um die 20 Knoten, was einen Hart-am-Wind-Kurs bedeutete und streckenweise bekamen wir den Wind voll auf die Nase. Die Wellen waren gut 2 Meter hoch, an einigen Stellen, wo der Meeresboden von über 2000m Tiefe auf „nur“ 500m anstieg, waren die Wellen entsprechend höher. Man spricht hier auch von einer Grundsee. Da der Meeresboden auf unseren Kurs sich lt. Seekarte stellenweise bis auf 165m anhob, wurden diese Gebiete großzügig umfahren, um eine noch höhere Grundsee zu vermeiden. Guus erinnerte sich an das schwere Unglück in 2015, als er bei einer Segelschulung einen Törn von Casais (Portugal) zu der Azoreninsel Sao Miguel machte. Damals kenterte ein Katamaran südwestlich von der Insel Faial, wobei zwei Menschen ums Leben kamen. Die Crew hatte nicht beachtet, dass der Meeresboden von unter 1.000m auf nur noch 29m Tiefe anhob und der Katamaran wurde durch die hohen Wellen umgekippt.
Wegen den hohen Wellen und starkem Wind hatten wir keine Lust auf zu Kreuzen und wollten möglichst schnell unser Ziel erreichen. Der Deutz Motor leistete dabei gute Unterstützung und die GusAnne machte bis zu 5 Knoten Fahrt. Es war eine anstrengende Überfahrt und am nächsten Tag kamen wir gegen 20.00 Uhr in den kleinen, im übrigen der kleinste Hafen der Azoren, an. Wir wussten, dass es dort nur 3-4 Gästeliegeplätze gibt, aber diese waren belegt. Wir entdeckten in der Nähe der Mole in einer Nische ein längs zum Steg liegendes älteres Segelboot und wir haben an diesem Segelboot festgemacht. Der Hafen kann nur von Booten angefahren werden, die einen niedrigen Tiefgang haben, weil bei Niedrigwasser lediglich nur 2m Wassertiefe vorhanden ist. Mit dem eingezogenen Hubkiel hat die GusAnne einen Tiefgang von 1.60m, also kein Problem.
Wiederum hatten wir für zwei Tage einen Mietwagen und die nur 445 Km² große und dennoch zweitgrößte Insel der Azoreninseln besichtigt. In dem Hafenort Sao Roque (die von hier abgehenden Fähren verbinden die Stadt mit den Inseln Sao Jorge und Faial) konnte man in dem Museum der Walfangindustrie die Walfangtradion nachvollziehen.
Auf dem Weg von Sao Roque nach Madalena hatten wir leider eine Reifenpanne und da kein Ersatzreifen im Auto war, mussten wir ca. 3 Std. warten bis ein neuer Reifen von der Verleihfirma gebracht wurde, shit happens. Glück beim Unglück war, dass dies direkt vor einem kleinen Restaurant mit Terrasse passierte, sodass das Warten nicht schwer viel.
Die bedeutenste Sehenswürdigkeit in Madalena ist die Kirche Santa Maria de Madalena.
Sehr schön war auch die Fahrt zum Berg Ponta da Pico. Die in der Karte eingezeichneten weißen Straßen (Nebenwege) waren nicht asphaliert und mit vielen Schlaglöchern, sodass wir hier nur mühsam vorankamen, jedoch die Umgebung war dafür reizvoll.
Der Berg Ponta da Pico, auf dessen Gipfel im Winter häufig Schnee liegt, beherrscht die ganze Insel und ist von den Nachbarinseln der zentalen Inselgruppe deutlich erkennbar.
Im Hafen hatten wir John und Angelika (SY Maya) getroffen, die ihr Schiff in Horta auf der Insel Faial liegen und einige Tage auf Pico kampiert hatten. Zusammen waren wir abends aus Essen.
Auch haben wir Jörn vn der SY Eisbär kennengelernt und zusammen Bierchen getrunken. Auf Empfehlung von Jörn haben wir im Ort Lajes das Museum der Walfänger besichtigt. Es dokumentiert die frühere intensive Walfangtätigkeit auf der Insel und man kann dort eine vielfältige Sammlung von Gegenständen sehen, die aus Walzähnen und-knochen gefertigt wurden. Anschließend sind wir ca. 3 Km von dem Ort entfernt zu einem Walbeochtungsturm gewandert. Früher wurden nachdem der Beobachter Wale gesichtet hatte, die Walfänger mittels einer Leuchtrakete informiert, dass Wale, meistens Pottwale in der Nähe sind. Die Walfänger haben dann alles fallen und liegen lassen und haben sich auf den Weg gemacht. Der Turm wird heute weiter zum gleichen Zweck genutzt, nur das es keine Waljagd mehr gibt, sondern die Anbieter von Walewatching wissen so, wohin sie mit ihren Touristen bzw. Kunden müssen um Wale zu sehen.
Nach 8 Tage Aufenthalt in Pico ging es am 28.07. weiter zur nächsten Insel, Faial, zum Hafen in Horta. Die Fahrt dauerte nur 4 Stunden und war angenehm. Der Ozean war sehr ruhig und der Wind kam nicht über 7 Knoten hinaus, sodass wir den Motor mitlaufen ließen. Nur die Strecke zwischen den beiden Inseln war wegen der Düse windiger und der Wind erreichte dort 14 Knoten. Auch der Hafen in Horta ist ziemlich voll, sodass wir erneut im Päckchen an einem franzöischen Schiff an der Kaimauer anlegen mussten. Aber alles gut!