Nach 9 Tagen Aufenthalt auf der Insel Sao Jorge ging es am 20.08. weiter zur nächsten Insel, die Zweitkleinste, Graciosa. Auf der kleinen Insel gibt es keine Marina, aber im Hafenhandbuch stand beschrieben, dass man vor dem Fischerhafen von „Praia“ gut ankern kann. Die Fahrt von Sao Jorge nach Graciosa (35 Sm) dauerte gut 7 Stunden, jedoch mit nur wenig Wind, sodass Motorsegeln angsagt war.
Der Fischerhafen Praia bietet auch Platz für 3-4 Segelboote, jedoch waren diese besetzt, sodass wir aussen vor der Mole geankert haben.
Die Nacht zum Samstag war sehr ruhig und bis einschl. Sonntag blieb es auch so. Jedoch in der Nacht zum Montag wurde die See sehr unruhig und auch am Montag schaukelte das Schiff so heftig, als wären wir auf hoher See. Die Kaffeekanne rutschte vom Kombüsenschrank runter und zerbrach. Guus beschloss dann, ca. 3,5 Sm nordwestlicher, zu der noch nicht fertigen Marina „Cais da Barra“ kurz vor Santa Cruz da Graciosa zu fahren und dort zu ankern. Diese Marina war soweit fertiggestellt einschl. der Mole, jedoch fehlten die Stege, die Sanitärräume und die zu einer Marina gehörende Infrastruktur. Man erzählte uns, dass sie dort auf die zugesagten EU-Mitteln warteten um alles fertig zu stellen und die Marina in Betrieb nehmen zu können. Um 15.00 Uhr lagen wir dort wieder vor Anker, und es war sehr ruhig, was ein Genuß!
Die Insel Graciosa hat eine maximale Länge von 12,5 Km und eine maximale Breite von 7 Km, somit eine Gesamtfläche von nur 50 Km². Der Pico „Caldeira“ mit 402m ist die höchste Erhebung. Der Rest der Insel besteht aus sanften Hügeln, die kaum 100m übersteigen. Der Hauptort ist Santa Cruz da Graciosa.
Ein Tag mit einem Mietwagen reichte um die Insel komplet zu besichtigen. Im Norden ist eine sehr schöne Bucht, Ponta da Barca. Dort steht auch der Leuchtturm Ponta da Barca, mit 23m Höhe der höchste Leuchtturm des Archipels.
Besichtigt haben wir auch die Schwefelhöhle „Furna do Enxofre“. Über eine in 1939 erbaute Treppe mit 183 Stufen ist die Höhle erreichbar. Sie hat auch einen See. Wegen der Dimensionen ist die Höhle als „Kathedrale“ der Vulkanhohlräume der Azoren bekannt.
Die typischen Windmühlen, holländischer Bauweise, alle mit rot gestrichenen Dächern, werden am meisten mit der Insel identifiziert. Es gab etwa 30 davon, heute jedoch nur noch eine als solche in Betrieb, als Touristenattraktion. Die Windmühlen erinnern daran, dass hier früher viel Getreide erzeugt wurde, sodass die Insel als die „Kornkammer“ der Azoren galt.
Am Mittwoch 25.08. um 07.45 Uhr wieder „Leinen los“ und es ging weiter zur Azoreninsel Nr. 6 , Terceira zum Hafen Praia da Vitória. Für die 53Sm lange Strecke benötigten wir gute 9 Stunden. Der Wind kam aus NNO mit 15 – 25 Knoten und relativ unruhiger See. Seit unserer letzten Seekrankheit während der Fahrt von der Kanarischen Insel La Palma zu der Azoreninsel Santa Maria haben wir „Stugeron“-Tabletten an Bord. Seit diese in der Schublade liegen, sind wir nicht mehr Seekrank geworden. Trotz der Windstärke musste streckenweise der Motor mitlaufen. Im Hafen hatten wir einen guten Liegeplatz längs an dem 1. Steg mit schönem Blick auf den Strand und Ort.
Terceira ist die drittgrößte Insel der Azoren mit einer Fläche von 402 Km². Die Hauptstadt Angra do Heroísmo haben wir am nächsten Tag besucht. Wir sind mit dem öffentlichen Bus hingefahren. Die Stadt wurde in 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wegen dem gut erhaltenen und gepflegten Stadtkern mit Häusern im traditionellen Baustil.
Auf dem vorgenannten Aussichtspunkt steht ein Obelisk (anno 1856), zum Gedenken an den Aufenthalt von Dom Pedro IV (König von Portugal), welcher während des portugiesischen Zivilkrieges (1828-1834) auf der Insel verweilte.
Besonders und einzigartig auf der Azoreninsel Terceira sind die „Impérios“. Es sind kleine dem Heiligen Geist geweihte Kapellen. Die Ältesten stammen aus dem 17. Jahrhundert. Eigentlich hat jedes Dorf sein Império, das von einer Bruderschaft gepflegt wird. Es gibt sie in den unterschiedlichsten Versionen, siehe Bilder.
Besichtigt haben wir während unserer 2 Tage dauernde Autotouren auf der Insel u.a. die Grotte „Gruta do Natal“, ein fast 700m langer Lavatunnel, der zum größten Teil begehbar ist.
Während des 15-tägigen Aufenthaltes auf der Insel Terceira haben wir zwei größere sehr schöne Wanderungen gemacht. Mit einem Taxi haben wir uns zu dem ca. 14 Km entfernten südlicher gelegenen „Porto Judeo“ fahren lassen. Von dort gab es einen Wanderpfad, zum Teil Trail, zurück nach Praia da Vitória. Es war eine tolle Route, vorbei an schöne Küsten und Naturschwimmbäder. Der Trail hatte mehr Steigungen und Distanzen zu bieten als wir gedacht hatten. Nach rd. 12 Km kamen wir an einen Getränkestand, wo wir uns ein leckeres Getränk gönnten. Da es von dort aus immer noch rd. 12 Km nach Praia waren und wir -vor allem Anneke- nach rd. 6 Stunden wandern ziemlich müde waren, wollten wir ein Taxi bestellen und uns das letzte Stück fahren lassen. Aber der Inhaber des Getränkestandes teilte mit, dass hier in diesem Küstenbereich keine Taxis wären bzw. kämen. Also sind wir wieder losmaschiert. In dem nächsten Ort Porto Martins hofften wir erneut auf ein Taxi, aber dann fuhr der Inhaber des Getränkestandes, welcher mittlerweiler Feierabend gemacht hatte an uns vorbei und bot uns eine Mitfahrgelegenheit an, die wir dankend annahmen. Er brachte uns zum Ortseingang von Praia, sodass es nur noch 2-3 Km bis zum Schiff war. Tolle Geste, obrigada Senhor.
Am vorletzten Tag unseres Terceiraverbleibs haben wir eine vom Touristeninformationsbüro empfohlene Wanderung, mittlerer Schwierigskeitsgrad, gemacht „Passagem das Bestas“ (Durchgang mit Ochsenkarren). Der Trail beginnt bei einem alten Lavafeld, felsig und unregelmäßig. Hier kann man stellenweise die alten Spuren der Ochsenkarren, mit welchen Holz transportiert wurde, im Lavagestein sehen.
Danach ging es in einem Waldgebiet mit japanischen Zedern eine Kraterwand hoch. Oben angekommen hatten man einen wunderbaren Blick in den Kraterkessel (Caldeira de Guilherm Moniz) mit einem Durchmesser von 7 Km.
Danach ging es wieder runter durch eine Art Schlucht zurück zum Ausgangspunkt.
2,5 Std. tolle sehr unterschiedliche Natur und gute Luft haben wir genossen.
Im Hafen hatten wir Jörn von der SY Eisbär wieder getroffen, jetzt nach Pico und Faial schon zum 3. Mal. Wir haben zusammen geschnackt, getrunken und gegessen. Jörn ist mittlerweile für eine bestimmte Zeit nach Hause geflogen, sein Eisbär liegt in Praia da Vitória an Land.
Neu kennen gelernt haben wir Anne und Xervier (Franzosen) der SY Mojito. Beide werden wir wahrscheinlich auf Madeira wiedersehen.
Am Donnerstag, den 09.09. ging unsere Reise weiter zur größten Insel Sao Miguel, wo wir bis Ende September bleiben werden. Mehr dazu beim nächsten Mal.