Am 26.04. haben wir morgens um 07.45 Uhr die Leinen im Hafen Puerto de la Estaca (El Hierro) los und uns auf dem „Weg“ nach Puerto de Tazacorte auf der Insel La Palma gemacht. Insgesamt 54,6 Sm. Diesmal keine Butterfahrt, sondern eine grobe See mit 3m hohen Wellen begleitete uns während der ganzen 10 1/2 Stunden dauernden Fahrt. Der Wind, bis 15 Knoten, kam aus NNW, sodass wir einen „Am Wind“- bzw. zum Teil „Hart am Wind“-Kurs fahren mussten. Um 18.30 Uhr erreichten wir den Hafen, wo wir zunächst eine Nacht am dem Rezeptionssteg verbringen mussten, weil das Hafenbüro schon Feierabend hatte. Am nächsten Tag erhielten wir unseren Liegeplatz am Steg 2.
Puerto de Tazacorte hat neben der Marina einen größeren durch eine Mole geschützten feinen schwarzen Sandstrand im Bereich des alten Hafens, einige Restaurants und Wohnhäuser. In 2014 wurde -auch mit Mitteln der EU- eine Hafenerweiterung vorgenommen und eine weitere Mole für den Fähr- und Kreuzschifffahrt-Verkehr angelegt, jedoch wird diese nicht genutzt. Es wurde somit viel Geld in den Sand bzw. Beton gesetzt, und weil der Beton beider Molen mittlerweile starke Schäden und Risse aufweist, werden diese weiterhin hohe Sanierungskosten erfordern. Eine ziemliche Fehlplanung.
Der Ort Tazacorte liegt etwa 2,5 Km von der Marina entfernt, 107m hoch im Berg. Seit 1513 wurde im dieser Gegend Zuckerrohr angepflanzt und im Bereich des Hafens entstand eine Zuckerfabrik, deren Ruinenteile noch zu sehen sind.
In 1830 wurde die Zuckerfabrik geschlossen und seitdem werden auf einem großen Teil der Insel Bananen angebaut. In Tazacorte gibt es ein Bananenmuseum, in welchem man veranschaulichen kann, wie die Banane ihren Weg nach La Palma gefunden hat.
Wie immer haben wir ein PKW gemietet um uns die Insel anzuschauen. Als Erstens sind wir zur Hauptstadt der Insel (rd. 16.000 Einwohner), Santa Cruz de la Palma, an der Ostseite der Insel gefahren. Der Altstadtkern wurde zum „kunsthistorischen Baudenkmal“ erklärt. In der Hauptdurchgangsstraße „Avenida Maritima“ befinden sich Häuser mit kunstvoll verzierten Holzbalkonen. Ein echter Hingucker.
Auch schön war das Maskottchen von Santa Cruz, ein Zwerg, der als Karikatur von Napoleon Bonaparte entstand. Heute führen 24 Tänzer bei Feierlichkeiten, welche nur in den Jahren, die auf 0 oder 5 enden, stattfinden, einen Tanz auf und tragen große Hüte, alles zu Ehren der „Jungfrau im Schnee“, eine Heiligenfigur aus Terrakotta bestehend, die in der Prozession mitgeführt wird. Die Zwergen heißen „Los Enanos“, was wiederum Zwerge heißt.
Schön war auch der Süden der Insel. Eine schmale Straße führte zum südlichen Zipfel der Insel bis zum Leuchtturm „Faro de Fuencaliente“ und den direkt daneben liegenden Salinas (Salzpfannen), die letzte aktiv betriebene Saline. Sie umfasst eine Fläche von ca. 35.000 m². In 1994 erhielt der Betreiber Gelder aus einem Fonds der UNESCO, die zur Renovierung und Erweiterung der Anlage dienten. Die jährlich gewonnene Salzmenge beläuft sich auf ca. 500 Tonnen.
Auf dem Weg Richtung Süden haben wir uns den Vulkan „San Antonio“ angesehen. Der Vulkan liegt auf einer Höhe von 632m, hat an der Basis einen Durchmesser von ca. 1 km und ist mehr als 3000 Jahre alt. Ca. die Hälfte des Randes des Kraters ist begehbar.
Bei dem Besuch des Besucherzentrums „Canos de Feugo“ (vulkanische Höhlen) wurden wir über die geologischen Formationen, die sich während und nach einem Vulkanausbruch entwickeln, informiert. Auch konnten wir einen Teilbereich der Höhle besichtigen. Als wir letztes Jahr in Lanzarote waren, hatten wir auch bereits eine Vulkanblase bzw. -Höhle besichtigt, die wesentlich größer war. Aber dennoch war es auch diesmal wieder spannend zu sehen, wozu unsere Erde fähig ist.
Eine Autofahrt in den nordwestlichen Bereich der Inseln führte zum Aussichtspunkt „Mirador Puerto de Garafía„.
Das absolute Highlight der Insel ist der Nationalpark „Caldera de Taburiente“ (Caldera heißt Kessel). Der Park bildet eine nach Westen offene krater- oder kesselähnliche Vertiefung im Zentrum der Insel. Der Kessel ist etwa 9km im Durchmesser und hat einen Umfang von 28 km. Die tiefste Stelle misst 430m und die höchste 2.426m. Der höchste Punkt ist der Berg „Roque de los Muchachos“. Eine 40km lange Panoramastraße führt an mehreren Aussichtspunkte vorbei bis auf dem Berg Los Muchachos.
Direkt in der Nähe des Berges Los Muchachos ist das astrophysische Observatorium gelegen. Eine Ansiedlung von Sternwarten. Mehrere europäische Länder sind an der Anlage beteiligt. Die klimatischen Verhältnisse auf La Palma waren ausschlaggebend für diesen Standort. Leider konnte eine Besichtigung aufgrund der Corona Situation, die sonst nach Terminvereinbarung möglich ist, nicht erfolgen.
Insgesamt sind wir rd. 770 km mit dem PKW gefahren und alle befahrbare Straßen genutzt um die Insel gut kennen zu lernen. Insbesondere die in der Karte eingezeichneten grünen Wege waren sehr schön, Mitte in der Natur mit wiederum tollen Wäldern, Pflanzen und Blumen und sogar Wildhunden, wie wir hinterher im Internet nachgelesen haben.
Im Hafen haben wir die ersten zwei Wochen neben der „SY Osborn“ (eine Bavaria) gelegen, welche dem dänischen Ehepaar Lars und Pernille gehört. Sehr nette Nachbarn, wir haben zusammen schöne Abende verbracht. Die Beiden sind für ca. 4 Monate nach Hause geflogen und die Osborn blieb hier in Tazacorte, jedoch an Land.
Einige Boote weiter, am gleichen Steg, lag die „SY Zwerver“. Sie gehört dem niederländischen Pärchen Ellen und Harry. Die Beiden sind schon 19 Jahre auf der ganzen Welt unterwegs und bereits über 72.000 Seemeilen, somit 2x um die Welt, gesegelt. Tolle Leistung.
An unserer Backbordseite lag das deutsche Ehepaar Sybille und Wolfgang mit einer 43 Fuß große Elan „Impression“ -Segelyacht mit Namen Samji. Die Beiden fahren in dieser Woche nach Madeira.
Und dann haben wir noch „Frederico“ kennen gelernt. Frederico, ein Schweizer, der seit vielen Jahren hier auf der Insel lebt, ist der Stützpunktleiter in Tazacorte für den Seglerverein Trans Ocean e.V. in welchem wir beiden Mitglied sind. Frederico hat uns an Bord besucht und Informationen über die Insel sowie Reiseempfehlungen übermittelt und Seefunkfrequenzen mit Angaben an welchen UTC-Zeiten diese erreicht werden können mitgeteilt, die uns u.a. bei unserer Weiterfahrt sehr hilfreich sind.
Am Nachbarsteg lag die „Freydis III“ der Eheleute Heide und Erich Wilts, in der Segelwelt sehr bekannt. Seit 1981 haben die Beiden schon 8 x die Welt umsegelt, meilenmäßig 320.000 unterm Kiel. Sie bieten Törns zum Mitsegeln an. Selber waren sie zur Zeit nicht an Bord.
Unsere Zeit auf La Palma neigt sich dem Ende zu. Der nächste Törn wird gemeinsam bislang unser längster sein. Wir möchten nach Santa Maria, die südlichste Insel der Azoren. Diese ist rd. 620 Sm weit weg und wir benötigen 5 – 6 Etmale um dorthin zu gelangen. Also brauchen wir ein gutes Wetterfenster um diesen Törn zu realisieren. Die Vorbereitungen laufen im Moment. Wann genau es los geht, wissen wir im Moment noch nicht.