Überfahrt zu den Azoren, Insel Santa Maria

Die Zeit, in welcher wir auf ein gutes Wetterfenster für die Überfahrt zu den Azoren warteten, haben wir u.a. noch für eine schöne aber anstrengende Wanderung in dem Nationalpark  „Caldera de Taburiente“ genutzt. Mit einem Mietwagen sind wir zu einem Parkplatz nördlich des Ortes Los LLanos gefahren und von dort konnte man nur mit einem Taxi zu dem Aussichtspunkt „Los Brecitos“, 1.108m hoch, gefahren werden. Dies war der Ausgangspunkt für die Wanderung. Zunächst ging es ca. 4 Km auf fast gleicher Höhe in der Caldera (Kraterkessel) hinein, mit tollen Aussichten.

Ausgangspunkt der Wanderung „Los Brecitos“

Nach rd. 6 Km erreichte man nach Durchqueren des Rios Taburiente einen Campingplatz für Wanderer „Zona Acampada“. Dort haben wir eine Pause eingelegt und unsere Sandwiches gegessen. Der Pfad führte von dort leicht ansteigend weiter. Der Wald wurde dann lichter und führte in das Tal Almendro Reventon. Reventon heisst „der Zermürber“ wegen des steil abfallenden Weges. Man hatte auch hier schöne Aussichten in die Schlucht „Barranco de las Angustian“ in welcher man später hineingelangt und der letztendlich wieder zum Parkplatz führte.  Der Barranco führte zum Teil durch das Flussbett, das mehrmals erforderliche Queren war über geeignete Trittsteine mit trockenen Füßen möglich. Umgehungen führten immer wieder über das Steilufer. 

Ein Blick in den „Barranco des las Angustias“, übersetzt „Schlucht der Todesängste“

Insgesamt sind wir rd. 19 Km gewandert und durch die Steigungen und Abstiege waren wir nach 7 Stunden sehr müde und froh das Endziel erreicht zu haben. Die Strapazen hatten sich aber gelohnt, da wir mit einer der schönsten Naturlandschaften der Insel belohnt wurden.

Wiederum viel von der Insel gesehen. Es ist schwer zu sagen, welche der kanarischen Inseln am Schönste war. Jede Insel hatte ihre Besonderheiten, entscheiden können wir uns nicht. Auf alle Fälle alle lohnenswert!

gefahrene oder gewanderte Routen auf La Palma

Immer wieder haben wir die Wettervorhersagen und die Großwetterlage eingesehen und verfolgt. Das von uns in den Wetter Apps „Windy“, „Windy plus“ u.a. festgestellte Wetterfenster ab dem 3.06. wurde von unserem niederländischen Segelfreund Niels mit „Prediktwind“-Ergebnissen und vom Stützpunktleiter Frederico anhand Analyse- und Prognosekarten Europa, bestätigt. Also stand unser Datum fest.

Morgens und 08.15 Uhr haben wir noch vollgetankt und 08.45 Uhr ging es los. Rob, Skipper der Segelyacht „Savannah“, der mit seiner Frau Jeannet auch im Hafen lag, hat uns beim Ablegen geholfen.

Guus stellte nach kurzer Zeit fest, dass es im Plotter System eine zu große Abweichung zwischen dem eingegebenen Kartenkurs und dem Kurs über Grund gab. Daher haben wir, noch im Windschutz der Insel aus Vorsichtsgründen 2x eine Kalibrierung vorgenommen. Dies ist im Plotter System programmiert und gut zu Händeln.

Als wir die Insel La Palma passiert hatten, nahm der NO-Wind zu bis zu 25 Knoten. Die Wellen waren nicht regelmäßig, der Ozean war unruhig. Dies führte dann nach 2 -3 Stunden dazu, dass wir beide seekrank wurden.

Der Wind war beständig, sodass die Segeln, Genua und Groß, niur ab und zu gerefft werden mussten.  Am nächsten Morgen hatten wir 110 Sm geschafft. Beide immer noch seekrank; wir lebten von Tuc-Crackers, Bananen, Cola und Wasser. Der Wind ging auf 18 Knoten zurück. Die See bliebt jedoch noch unruhig. Das 2. Etmal segelten wir 116 Sm, kamen also gut voran,

Samstag, 5.06. ließ der Wind weiter nach, der NO-Wind fiel bis auf 10 Knoten zurück. Auch die Wellen wurden etwas angenehmer. Uns ging es besser, aber außer Müsliriegel, Bananen und Crackers ging nichts rein. Die ganze Nacht und auch den ganzen Sonntag sind wir nur mit der Genua gesegelt und hatten ständig 5 – 6 Knoten Fahrt., sodass wir am 3. Tag dann auch 140 Sm schafften. Wir erhielten Besuch von einer übermüdeten Schwalbe, die keine Angst kannte und sich auf dem Kopf von Guus ausruhte, bevor sie dann irgendwann wieder weiter flog.

   

 

Montag -uns ging es wieder gut- wurde die See ruhiger, aber auch der Wind ließ nach, nur noch bis zu 8 Knoten. Guus setzte volle Segel, also Groß, Genua und Fock und die GusAnne schaffte so immer noch um die 5 Knoten. Nachts war dann leider fast gar kein Wind mehr vorhanden, der Ozean spiegelglatt, sodass wir den Motor starten mussten, der bis zur Ankunft im Hafen am Dienstag, 08.06. gegen 16.00 Uhr nicht mehr ausgemacht werden konnte.

Wir hatten die ganze Überfahrt den Radar eingeschaltet. Es wurde im Radar eine Sicherheitszone von 4 Sm um unser Schiff herum eingestellt. Wenn ein Schiff in diesen Sektor hineinfuhr ging der Radaralarm an und man hat somit Zeit zu kontrollieren, ob das Schiff für uns eine Gefahr bedeutet.  Außerdem war natürlich das AIS-System (Automatic Icdentification System) eingeschaltet und der Echomax Radarreflektor. Während der ganzen Fahrt haben wir nur 5 größere Schiffe gesehen, wobei jedoch in der letzten Nacht gegen 03.00 Uhr ein Tanker uns nur knapp eine Meile nördlich passierte. Guus hatte vorher für ca. eine Viertelstunde unsere Geschwindigkeit reduziert um auf Nummer Sicher zu gehen.

Radaranzeige. Rechts der obere Pfeil war der Tanker, welcher später nördlich passierte

Unser Nachtlager für die 5 Nächte war nicht unsere normale Koje. Guus hatte sich draußen in der Plicht eingenistet und konnte somit gut auf evtl. Windveränderungen reagieren. Wurde es ihm zu kalt, hatte er die Möglichkeit in die Kajüte oben umzuziehen um es sich dort auf den Boden bequem zu machen.

Nachtlager vorbereitet, fehlt noch der Schlafsack und Guus
innen lag es sich auch gemütlich

Anneke hatte das Glück auf der Bank in der oberen Kajüte liegen zu dürfen und hatte von dort immer einen guten Blick auf den Innenplotter.

Im Übrigen sind wir die ganze Zeit mit Autopilot gefahren, nur beim Aus- und Einfahren aus oder in den Hafen wurde das Steuerrad manuell betätigt.

Wir haben schöne Sonnenuntergänge- und Aufgänge gesehen, Guus draußen einen wunderbaren Sternenhimmel und eine phosphoreszierende Bugwelle. Dienstagmorgen kam dann „Land in Sicht“ und um 09.00 Uhr waren es nur noch rd. 30 Sm bis zum Hafen Vila do Porto.

eine der Sonnenuntergänge
Santa Maria in Sicht

Weil wir vorher mit dem Hafenbüro von Vila do Porto telefoniert hatten, wussten wir, dass wir zunächst an den Steg C = Quarantäne-Steg anlegen mussten um einen Covid-19-Schnelltest zu machen. Seemannschaftsgerecht hatte Guus die gelbe Quarantäne-Flagge -unter der Portugiesischen- gehievt.

Knapp eine Stunde nach Anliegen konnten wir schon den Schnelltest -im Übrigen kostenlos!- machen und am nächsten Mittag erhielten wir per E-Mail das Ergebnis „negativo“. Somit konnten wir zu unserem Liegeplatz an Steg D. Sechs Tage nach dem ersten Test mussten wir im hiesigen Gesundheitszentrum einen zweiten Test machen.

Blick vom Liegeplatz aus

Beim Anlegen an den Quarantänen-Steg hatten wir leider das Pech, dass das Bugstrahlruder im Hafen lose schwimmende Fischerleinen etc. angesogen hatte und dann nicht mehr funktionierte. Guus ist ins Wasser und hat die Leinen weggeschnitten und festgestellt, dass der Propeller des Bugstrahlruders defekt ist. Wir haben zwar Ersatz an Bord, aber es wurde uns mitgeteilt, dass es -ohne offizielle Genehmigung- nicht erlaubt ist, im Hafenbecken zu tauchen, um die Reparatur selbst vornehmen zu können. Guus war bei der Hafencapitaneria in Vila do Porto vorstellig geworden und hat in Erfahrung gebracht, dass er eine Tauchlizenz benötigt, wenn er die Reparatur durchführen will. Vor und nach der Reparatur kommt ein Beamter im Hafen und beobachtet dann den Tauchvorgang und die Reparatur. Ziemlich bürokratisch. Guus hat zwar mehrfach mit Sauerstoffflaschen getaucht, hat aber keine offizielle Lizenz. Kurzerhand hat er sich dazu entschlossen, dies nachzuholen und sich bei einer Tauchschule angemeldet. Am Mittwoch, 16.06. beginnt der Kurs.

da hängt die Misere

 

alles abgeschnitten, eine Windung abgerissen und der Propeller an sich gerissen

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben uns Vila do Porto bereits angesehen. Es ist eine Kleinstadt mit rd. 3.200 Einwohnern und die älteste Stadt der Azoren überhaupt.

Blick vom Schiff auf das Fort „Sao Brás“, ein Seefort aus dem 17. Jh.   Der Ort liegt oben auf dem Hügel
Blick von oben auf den Hafen
dito

Wir haben zunächst für 3 Wochen den Liegeplatz gebucht und möchten anschließend die übrigen Inseln der Azoren besichtigen. Die beiden Inseln ganz im Westen, Flores und Corvo müssen wir leider abhaken. Die Häfen dort sind in einem Orkan in Oktober 2019 verwüstet worden und sind bis heute für Sportboote nicht anfahrbar. Aber es gibt ja noch 6 weitere Inseln.  Bis Ende September wollen wir uns Zeit lassen, also………

Guus hat soeben die Azoren-Flagge gekauft, diese wird in Kürze unsere Steuerbordseite zieren!

Links das „Azorenblau“. Das Wappen Portugals oben links symbolisiert die politische Zugehörigkeit zu Portugal. Der goldene Habicht, portugiesisch Acor = Name der Inseln. Die neun Sterne stehen für die neun Inseln.

Da gibt es auf den Azoren also noch viel zu entdecken.

Euch allen alles Gute!