Fahrt Nord-Ostsee-Kanal und Eider

Nachdem wir uns dazu entschlossen hatten, das Schiff während unserer Winterpause (November 2017 bis einschl. Februar 2018) in Glückstadt liegen zu lassen, lockte uns das schöne Oktoberwetter dazu, noch eine letzte Fahrt in diesem Jahr zu machen. In dem Törnführer von Jan Werner „Nordseeküste“ Teil 2, wird über einen schönen Törn über die Eider, ein in die Nordsee mündender Fluss, „eines der schönsten Reviere an unserer Küste“ berichtet.
Am 13.10.17 sind wir los, zunächst nach Brunsbüttel. Dort sind wir via den „alten Schleusen“, die Nordschleuse, zusammen mit einem Frachtschiff, in den Nord-Ostsee-Kanal und haben eine Nacht in den anliegenden Hafen, wo man maximal vier Nächte anlegen darf, verbracht. Der Hafen lag direkt neben den „Neuen Schleusen“, wo riesige Frachter und zum Teil Passagierschiffe durchgeschleust wurde. Ein echter Hingucker!

Große „Neue Schleusen“ direkt neben dem Fluchthafen Brunsbüttel

Am nächsten Tag sind wir 40,5 Km den Nord-Ostsee-Kanal (NOK) ostwärts gefahren. Nach nur 1-2 Km fuhr ein Schiff der Wasserpolizei an unser Schiff heran und machte uns darauf aufmerksam, dass wir den gesetzten schwarzen Kegel mit Spitze nach unten entfernen sollte, für den Fall, dass wir kein Segel setzen. Segelboote müssen auf dem NOK unter Motor fahren, dürfen jedoch ein Segel setzen. Weil wir Letzteres vorhatten, hatte Guus im Hafen den Kegel bereits angebracht. Aufgrund der geringen Windstärke und dazu noch variierender achterlicher Wind haben wir die Genua nur kurze Zeit gesetzt und ausprobiert. Danach wurde der Kegel brav demontiert!
Der NOK war nicht so stark frequentiert, wie wir uns das vorgestellt hatten. Lediglich ca. 10 dicke Schiffe sind uns auf der Strecke begegnet.

Bei Km 40,5 sind wir in den Gieselau-Kanal gefahren und nach einer Schleusung und passieren einer Klappbrücke waren wir in die Binneneider, einen tidenfreien Teil der Eider. Die Eider sind wir an de Tag wenige Km bis nach Lexfähre hochgefahren und haben dort in einem kleinen, ruhigen Hafen angelegt.
Sonntag, 15.10.17 = 117. Reisetag, ging es zunächst in die Schleuse Lexfähre und dann ca. 21 SM die Eider hoch bis nach Süderstapel. Es war eine tolle Fahrt bei herbstlichem Sonnenwetter.

Lediglich ein paar kleine Motorboote oder Schlauchboote mit Anglern sind wir begegnet, sonst waren wir ganz alleine auf der Eider.

In Süderstapel sind wir ebenfalls eine Nacht geblieben, auch in einem relativ kleinen und nahezu leeren Hafen.

Hafen Süderstapel

 

 

 

 

 

Am 16.10.17 ging es weiter zur Schleuse Nordfeld, wo wir nach der Schleusung in die „Gezeiten“-Eider waren.

Schleuse Nordfeld

(Insgesamt war der Bereich der Binneneider vom Gieselau-Kanal bis zur Schleuse Nordfeld ca. 50 Km.)
Ziel war an diesem Tag das „Holländerstädchen“ Friedrichstadt, ebenfalls wie Glückstadt, durch den dänischen König Christian IV, jedoch von „angeheuerten“ Holländern ab 1621 gegründet. Typische holländische Treppengiebelhäuser und Grachten sind zu bewundern. Bevor wir den Hafen erreichten, mussten wir zunächst die Straßenbrücke Friedrichstadt sowie die Schleuse Friedrichstadt passieren. Schleusungen und Öffnung der Brücke erfolgten ohne Zeitaufenthalt -wie bestellt-!

Am Dienstag, 17.10.17 ging die Fahrt 8,5 SM weiter nach Tönning, direkt in den Alten Hafen, jedoch zunächst nachdem wir die Eisenbahnbrücke und später die Straßenbrücke Tönning passiert hatten.
In dem alten malerischen Hafen lagen wir direkt gegenüber dem alten Packhaus.

Tönning

 

 

 

 

 

 

Neue Erfahrung für die GusAnne und uns, der Hafen fällt bei Niedrigwasser trocken und das Schiff lag bei Niedrigwasser im weichen Schlick mit ein wenig Schieflage, die durch eine Verbindungsleine vom Mast zur Kade abgefangen wurde.

Durch das „Trockenfallen“ wurde Wasser durch die Öffnung, aus welcher der Stahlkabel des Schwenkkiels zum Schiffsinnern geführt wird, in die Bilge hochgedrückt. Darüber hinaus haben wir festgestellt, warum wir des Öfteren Wasser in die Bilge hatten. Der Grund liegt darin, dass das Stauwasser über den Abflussschlauch der Bilgepumpe zurück in die Bilge gedrückt wird, weil ein Rückschlagventil fehlt. Dies ist bei unserer Werft zu reklamieren.
Es blieb Guus somit nichts anderes übrig, als die Bilgen mit Handpumpe und Aufnehmer zu trocknen.

Insgesamt sind wir vier Tage in Tönning geblieben und haben auch die örtliche Nähe genutzt, um mit der Bahn nach Sankt Peter Ording zu fahren, wo wir u.a. den Westküstenpark, Deutschlands größter Seehundenanlage, besucht und abschließend beim „Gosch“ gespeist haben.

Unsere weitere geplante Fahrt sollte von Tönning aus, zum Eidersperrwerk in die Außeneider= 6 SM, weiter im Wattenmeer Richtung Tonne „Norderpiep“ = 16 SM und dann nach Büsum führen = 15 SM. Man sollte 2 Std. vor Hochwasser Tönning abfahren um ab dem Eidersperrwerk mit den Gezeitenstrom fahren zu können. Die Hochwassertiden waren in der Zeit jedoch entweder nachmittags spät oder nachts, sodass wir die insgesamt 37 SM bis Büsum nicht bei Tageslicht erreichen konnten. Eine Nachtfahrt der Außeneider und die Eidermündung selber wird lt. Törnführer wegen sich ändernden Versandungen und stark gewundenes Fahrwasser, welches hart an hoch trockenfallende Sänden vorbeiführt, abgeraten.
Da wir keine 14 Tagen bis günstigeren Hochwassertiden abwarten wollen, haben wir uns entschieden, die Eider wieder zurück zum NOK, Brunsbüttel und schließlich über die Elbe nach Glückstadt zu fahren. Nach einem Zwischenstopp in Friedrichstadt -von hier aus sind wir mit der Bahn einen Tag nach Husum gefahren-, einen weiteren Stopp in Lexfähre und Brunsbüttel waren wir am 26.10.2017 wieder zurück in Glückstadt.

Fazit der diesjährigen Saison (Schiff  „kennen lernen“ sowie „Einleben“ auf dem Schiff):
Wir haben in 30 Häfen angelegt, sind rd. 600 SM gefahren und waren insgesamt 132 Tage unterwegs.
Mit den Rädern sind wir rd. 1300 Km gefahren und haben schöne Landschaften in Schleswig-Holstein, Niedersachen gesehen sowie die Deutschen und Holländischen Nordseeinseln und Nordholland erstmals oder besser kennen gelernt.
Es waren sehr schöne Erfahrungen und wir haben viele nette, hilfsbereite Menschen kennen gelernt.

Ferner war es gut, dass wir nicht direkt in den Süden gefahren sind, was wir zunächst vorhatten, denn leider mussten wir doch mehrere „Kinderkrankheiten“ und Installationsmängel am Schiff über uns ergehen lassen. Von daher war der relativ nahen Kontakt zur holländischen Werft hilfreich. In März fahren wir zunächst zur Werft um festgestellte Mängel beseitigen zu lassen, bevor es dann wirklich Richtung Süden mit Ziel die Kanaren, geht.

Wir melden uns dann wieder!!