Agadir, Rundreise im südöstlichen Bereich Marokkos und Überfahrt nach Lanzarote

Mittwoch, 19.02. haben wir um die Mittagszeit in Safi die Leinen los gemacht und die 140 Sm lange Fahrt nach Agadir gestartet. Wir hatten einen Tag und eine Nacht an benötigte Zeit einkalkuliert. Zunächst sind wir ca. 10 Sm von der Küste weg gefahren um das Risiko zu umgehen, in Fischernetze zu geraten, die dort ausreichend vorhanden waren. Wind kam aus NNO, somit achterlicher Wind, bis zu 20 Knoten. Die Wellen waren zunächst grob, nachts war der Ozean dann wieder mäßig bewegt und der Wind ließ etwas nach. Um 14.00 Uhr am nächsten Tag haben wir in der Marina von Agadir angelegt.

unterwegs, kurz vor Agadir, ging es wieder Richtung Küste
die Bucht von Agadir, direkt am Hafeneingang. Im Berg steht -nachts hell beleuchtet-                  „Allah   Vaterland    König“.  Ähnliches haben wir während unserer Rundfahrt im Landesinneren des Öfteren gesehen. Ganz oben sieht man die restlichen Mauern der Kasbah

Die Hafenstadt Agadir ist im Vergleich zu den anderen marokkanischen Großstädte eine neue, moderne Stadt. Sie wurde nach dem verheerenden Erdbeben in 1960 verwüstet und hat daher heute  nur noch wenige historische Bauten.

Blick von oben von der Kasbah auf den Küstenbereich der Stadt
und auf die Marina

In der Zeit vom 25.02. bis 02.03. hatten wir ein Auto gemietet, um den südöstlichen Bereich Marokkos kennen zu lernen. Die Strecke führte durch den „Hohen Atlas“ bzw. den Bereich zwischen den „Hohen- und den Anti Atlas“ bis kurz vor der Algerischen Grenze und dann etwas südlicher über  einen Teilbereich der Sahara, wieder zurück zur Küste, ca. 170 Km südlich von Agadir und danach zurück nach Agadir. Insgesamt sind wir etwas mehr als 2.000 Km durch eine faszinierende, einzigartige Berglandschaft mit ausgestreckten Tälern und Wüstenlandschaften gefahren. Marokko, insbesondere der südlichen Teil ist eine Reise wert!!

Erste Station hatten wir in der Stadt „Ouarzazate“ gemacht, wo als Hauptsehenswürdigkeit die „Kasbah Taourirt“ einen Besuch Wert war. Ein großes Lehmdorf. Viele Teile der Siedlung sind heute noch bewohnt, andere zerfallen. Aber es wurde auch noch im traditionellen Sinne, mit Stroh und Lehm, restauriert.

die Kasbah
einige Hauswände waren mit Verzierungen und Motive geschmückt
Blick auf die Kasbah aus der Ferne
unterwegs nach Ouarzazate
Ziegen in einem Arganbaum. Sie lassen sich die Argannüsse schmecken.
Foto mit dem Hirtenjunge, der zwar sehr freundlich war, aber anschließend nach „money“ fragte

Am nächsten Tag ging es weiter zu der Stadt „Tinghir„, nachdem wir vorher durch die „Gorges du Dadès„, traumhafte Oasengärten mit schönen Kasbahs, gefahren sind. Die Dadès-Schlucht ist für die tollen Felsformationen bekannt. 

    

Tinghir liegt in knapp 1400m Höhe mitten in den Bergen.

Tinghir

Am nächsten Tag, 27.02. sind wir durch die „Gorges du Todhra„, eine Schlucht, wo zwei Steilwände fast aufeinander stoßen, und eine der schönsten Oasen des Landes.

Blick von oben in die Oase bzw. Schlucht
in der Schlucht
eine Hirtin mit ihren Ziegen und Söhnchen
oben auf dem Berg war eine Hotel, zwar mit tollen Ausblick auf die Schlucht aber leider ohne Elektrizität

An dem Tag sind wir bis „Erg Chebbi„, eine durch Wind geformte Dünenlandschaft gefahren. Mit 200m hohe Dünen gehört der Erg Chebbi zu den größten Dünenlandschaften Marokkos. Wir sind bis zu dem am Rand der Dünen gelegen Ort „Merzouga“ gefahren und haben dort in einer Kasbah übernachtet.

Erg Chebbi
Kamele zu einem Wüstenausrit bereit
und nochmals Dünen mit einen Wasserbrunnen
Kasbah Merzouga

Am nächsten Morgen hatten wir uns spontan zu einer 2-Stündigen Fahrt durch die Wüste entschieden. Das Hotel organisierte für uns einen Fahrer  (Berber) mit einem Jeep. Er fuhr mit uns durch die Wüste u.a. zu dort lebenden Berbern, wo für uns und andere Besucher musiziert wurde (Trommeln, Metall-Kastagnetten und Gesang). An einer anderen Stelle lebten 3 Erwachsenen und ein Jugendlicher in Zelten zusammen mit ihren Ziegen, Hühnern und einen kleinen Wüstenfuchs; dort wurde uns Tee serviert. Die Wüste ist auf ihre Art schön und beeindruckend.

zu Besuch bei der Berberfamilie
nach dem Tee zeigte die Dame des „Hauses“ ihre Arbeit am Webstuhl
der kleine -jedoch an einer Kette gelegte – Wüstenfuchs
im Hintergrund Berberzelte, in welchen Touristen übernachten können
kleine Verschnaufpause, beachtet das Freiheitssymbol der Berber auf dem rechten größeren Stein

An dem Tag ging die Fahrt dann via Rissani, eine kleine Wüstenstadt, weiter nach N’Kob, ein kleiner Oasenort am Fuße des Saghro-Gebirges, abseits der Touristenstrecke. N’Kob ist als Dorf der 45 Kasbahs bekannt. Wir haben in dem empfohlenen schönen Hotel „Ait Omar“ übernachtet und zu Abend gegessen. In 2005 wurde die Kasbah von einem Deutschen Ehepaar erworben und wunderschön restauriert, eine Verbindung von Tradition und Moderne, dabei Schlicht und Elegant. Außer uns beiden hat noch ein Deutsches Ehepaar aus Zwickau, Karin und Thomas, dort übernachtet. Abends und morgens war somit ein interessanter Reiseerfahrungsaustausch möglich.

das Stadttor von Rissani
Blick von der Hoteldachterrasse auf N’Kob
Innenhof des Hotels Ait Omar

Weiter ging es durch das „Vallée du Drâa“, auch eine Flussoase mit Dattelpalmen so weit das Auge reicht, nach Tata, eine Oasenstadt südlich des Antiatlas.

Vallée du Drâa mit Blick nach rechts ….
…. und nach links
unterwegs nach Tata
unterwegs, einen Wasserbrunnen als Viehtränke
Verkehrsschilder, wie man sie bei uns nicht kennt
und in echt

Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren wollten, musste zunächst noch in Tata getankt werden. Die Zapfsäule war in einer einfachen Garage, aber mit Hilfe von Straßenbauarbeitern haben wir die „Tankstelle“ gefunden.

Die Route führte zurück zur Küste nach „Sidi Ifni„, südlich von Agadir. Dort haben wir nochmals übernachtet, bevor es dann am nächsten Tag zurück nach Agadir ging. Es waren tolle 2.070 Km!!

In Agadir haben wir uns ein wenig von der Reise erholt und Vorbereitungen für die Überfahrt nach Lanzarote, Arrecife, getroffen. Dies war für Anneke bislang die längste Strecke. Wir hatten uns ein gutes Wetterfenster ausgesucht mit NNO-liche Winde um die 20 Knoten und Vollmond! Am Samstag, den 7.03. haben wir nach Ausklarierung und anschließendem Tanken, die Fahrt bei sonnigem Wetter um 12.00 Uhr gestartet. Die Wellen waren ziemlich hoch, ca. 3m, aber dazu kam durch veränderte Windrichtung eine unruhige Dünung. Durch das starke Schaukeln und Rollen des Bootes wurden wir beiden, was bislang sehr selten war, seekrank. Das war dann nicht so lustig.

Guus hatte den Radar so eingestellt, dass für den Fall, Schiffe in unserer Nähe kamen, der Alarm losging, sodass wir beiden, Guus draussen und Anneke drinnen viel gelegen und geruht haben. Auf der ganzen Strecke haben wir zu Beginn 2 – 3 größere trawlende Fischerboote gesehen, die wir ausweichen mussten und am nächsten Tag ein größeres Containerschiff, welches uns achterlich passierte, mehr nicht.

Der zweite Tag war wesentlich angenehmer zu fahren, da die Dünung nunmehr gleichmäßig war. Mit konstantem NNO-Wind (Passatwind) konnten wir die komplette zweite Hälfte der Reise ohne Motor segeln mit einer Fahrt von 5 – 6 Knoten.

Nach 45 Stunden haben wir am Montagfrüh um 08.30 Uhr, Lokalzeit, in der Marina Lanzarote in Arrecife angelegt. Nach einem kurzen Schläfchen ging es uns beiden wieder bestens und wir waren hungrig, weil wir auf der Fahrt so gut wie nichts gegessen hatten, bis auf Salzkekse und Cola.

Wir haben nur an zwei Tagen einen Teil der Insel Lanzarote besichtigen können, denn am Sonntag, 15.03. wurde in Lanzarote wegen des Corona-Virus eine Ausgangssperre verhängt. Sämtliche Museen, öffentliche Gebäude, alle Schulen, Geschäfte, Restaurants etc. bis auf Supermärkte und Apotheken  wurden geschlossen. Man darf sich nur auf die Strasse begeben, wenn man zum Supermarkt oder Apotheke will, dies wird auch kontrolliert und gfs. bestraft. Autofahren darf man nur mit Sondergenehmigung. Das Ganze gilt zunächst bis zum 31.03.20. Danach ??? Also, sind wir zunächst mal „verbannt“ auf unserem Treibenden Domizil. Langeweile wird nicht aufkommen, da es wie bekannt, immer etwas auf einem Boot zu tun gibt, genügend Lektüre vorhanden ist und eine schöne Aussicht genossen werden kann.

Glück hatten wir, dass unser Liegeplatz direkt gegenüber dem Segelschiff von Niels ist. Niels ist Niederländer, ein erfahrener Regattasegler, der u.a. Serviceleistungen bietet in Bezug auf elektronische Navigationsgeräte, insbesondere B&G Geräte, die auch wir an Bord haben. Wegen der Komplexität der bei uns installierten Geräte hatten wir sowieso vor, bei unserer nächsten Pause, eine erweiterte Einweisung bzw. Schulung vornehmen zu lassen. Insbesondere in Bezug auf die nunmehr immer länger werdenden Strecken. Dies hat Niels an 2 Nachmittage uns sehr transparent nahe gebracht. Festgestellt hat er auch dass einer der beiden installierten Kompasse kalibriert werden muss. Auch hat Niels uns die Software „Predict-Wind“ empfohlen in Kombination mit einer Satellitentelefon „Iridium-Go“. Dies wollten wir uns eh in diesem Jahr anschaffen und da das Predict-Wind-Programm kompatibel mit unserer B&G-Anlage ist, werden uns für diese Empfehlung entscheiden. Niels wird uns bei der Installation entsprechend begleiten.

Niels bei der Arbeit

Wir hoffen sehr, dass die Corana-Pandemie ein gutes und schnelles Ende findet. Bleibt alle Gesund, liebe Grüße aus Arrecife!! Erste Fotos vor der Ausgangssperre.

Lagune von Arrecife in Abendstimmung
Küstenabschnitt auf der Radtour nach Puerte  Del Carmen