Der 68. Reisetag, 21.07. führte nach Fécamp, ca. 32 Sm südlicher. Wechselnde Windrichtungen mit max. 3 Knoten haben nur zeitweise das Mitführen der Genua ermöglicht. Nach einer 5-stündiger Fahrt entlang der Alabasterküste erreichten wir den Hafen, welcher direkt an das Städtchen grenzte.
Das rd. 20.000 Einwohner zählende Städtchen beginnt seine Geschichte bereits im 7. Jahrhundert. Damals wurden nur eine Kirche und ein Frauenkloster errichtet, die Neugründung Fécamps jedoch, geht zurück auf die Normannen. Bedeutende Einnahmequellen heute ergeben sich aus den Aktivitäten des Hafens mit 5 Hafenbecken, ein Handelshafen, ein Fischereihafen und drei Yachthäfen. Fécamp wurde vom französischen Kultusministerium als Stadt der Kunst und Geschichte ausgezeichnet.
Ein bedeutender Sohn der Stadt ist Alexandre Le Grand (1830 – 1898), Gründer des Palais Bénédictine. Das Palais wurde in den 1890er Jahren im Stil des Historismus als Produktionsstätte (einzige auf der Welt) für den Likör Bénédictine errichtet und dient darüber hinaus als Besucherzentrum und Kunstmuseum; ein sehr besonderes und gut erhaltenes Bauwerk. Wir haben das Palais besichtigt und nach einem Rundgang zunächst durch das Kunstmuseum und danach durch die Produktionsstätte, durften wir sowohl 2 verschiedene Likör- als auch Cocktailvarianten probieren. Bénédictine schmeckt nach Magenbitter bzw. Kräuterlikör. Die große Erbengemeinschaft- Monsieur Le Grant hatte 20 Kinder- konnten sich nicht einigen, wie es mit der Handhabung der Firma weiter gehen sollte, heute gehört die Marke zum Spirituosenkonzern Bacardi. Die 3-jährige Lagerung erfolgt nach wie vor in Fécamp, jedoch Vertrieb und Logistik wurden nach Südfrankreich verlagert.
Ferner haben wir in Fécamp das Fischereimuseum, welches in einem Trockner Kabeljau untergebracht ist. Sehr schön gemacht und auf der 7. Etage befindet sich das Belvedere und bietet über 360° einen Blick auf die Stadt und die Alabasterküste.
Eine sehr schöne Radtour erfolgte am 23.07. , wir folgten die Route de lin, die Flachsroute, ca. 60 Km. Der Radweg war auf einer ehemaligen Eisenbahnstrecke ausgebaut, sodass kein Autoverkehr störte, und führte durch Wälder, Dörfer und an Flachsfelder vorbei.
Eine weitere Radtour führte Richtung Süden entlang der Küste nach Yport und Étretat. Letztere Küste diente vielen Malern, z.B. Monet, als Motiv. Man konnte sich an die schöne Formation der Steilküsten richtig satt gucken.
An Bord war wieder mal ein Problem zu lösen. Die Hydrofoor-Druckwasserpumpe, die für den Wasserdruck in den Leitungen und den Wasserzufuhr zuständig ist, hatte seinen Geist aufgegeben. Guus hat zwar versucht, diese zu reparieren, nachdem er sie demontiert hatte, aber da gab es nichts mehr zu reparieren. Eine Nachfrage bei einer deutschen Yacht- und Bootszubehörfima ergab eine Lieferzeit von mindestens einer Woche. Im Hafen hat Guus dann eine Firma gefunden, die in der Lage war, die Pumpe schon am nächsten Tag zu liefern. Diese wurde dann nach Lieferung direkt von Guus eingebaut und das Wasser floss wieder aus allen Hähnen! Die defekte Pumpe haben wir zurück zur Werft geschickt, da wir wahrscheinlich noch Garantie haben, mal schauen, wie reagiert wird.
.
Am Freitag, 27.07. hieß es wieder „Leinen los“ und wir machten uns auf nach Honfleur, rd. 35 Sm weiter. Honfleur im Départment Calvados, liegt südlich von Le Havre, an der Mündung der Seine in den Ärmelkanal.Wir haben im Vorhafen festgemacht, weil wir auf Anraten von Seglern dort wesentlich ruhiger liegen als im alten Hafenbecken. Der Tipp war gut.
Ein sehr pittoreskes Städtchen mit schmalen und bis zu sechs Stockwerken hohen Häusern sowie Gassen mit alten Holzhäusern, gehört zu einem der reizvollsten Orte der Normandie.
Maler, wie Monet, Renoir und Cézanne zum Beispiel, kamen nach Honfleur und trafen sich in einem Bauernhof, der als eine der Geburtsstätten des Impressionismus gilt.
In Honfleur wird KUNST daher groß geschrieben und es gibt sehr viele Ateliers und Kunstgeschäfte.
Am Montag, 30.07. wurde eine Radtour nach Deauville, was als sehr mondänes Seebad gilt, unternommen. Die Stadt hat uns sehr gefallen.
Nach einer Besichtigung des Ortes und einer Pause wollten wir eine andere Route zurück nach Honfleur. Nach ein paar Kilometer ist Anneke dann leider mit dem Rad gestürzt (ohne Beteiligung eines anderen Verkehrsteilnehmers) und musste ins Krankenhaus. Gehirnerschütterung, sehr dicke Beule am Kopf, linkes Schlüsselbein und linker Ellbogen gebrochen und jede Menge blaue Flecken. Am Dienstag wurde der Ellbogen operiert, es wurde eine Schraube in die Elle eingebracht, welche den Olecranonknochen wieder an seinem Platz bringt, sodass dieser Bruch heilen kann. Mittwochs wurde sie entlassen und muss die Verletzungen jetzt auskurieren, mit Hilfe und Verpflegung von Guus. Am 31.08. wird der Gips entfernt und bis dahin bleiben wir in Honfleur liegen, was bei dem hübschen Ot sicherlich keine Strafe ist. Sobald die Gehirnerschütterung überwunden ist, werden wir sicherlich einiges in Honfleur und Umgebung unternehmen können.
Nach einer guten Woche, die Anneke fast überwiegend in Bett verbracht hat, war die Gehirnerschütterung überwunden. Wir haben uns sehr über den spontanen „Krankenbesuch“ von unseren Freunden Marlene und Rainer Eckhardt aus Neu-Ulm gefreut. Rainer, Chefarzt der orthopädischen Universitäts- und Reha-Klinik in Ulm hat die Röntgenaufnahmen und der OP-Bericht nochmal hinterfragt. Beide waren vom 10. bis 12.08. an Bord und weil sie einen Leihwagen dabei hatten, wurde samstags eine Autofahrt nach Houlgate (dort war Rainer als jugendlicher Kunstturner Teilnehmer eines Trainingslagers) und Arromanches-les-Baines an der Küste unternommen. Bekannt wurde Arromanches durch die Landung der Allierten dort während des 2. Weltkrieges in 1944. Nach der Landung wurde vor der Küste einer der beiden künstlichen Häfen gebaut, über den Truppen und Nachschub an Land gebracht wurden. Reste dieses „Hafens“ sind heute noch zu sehen.
Sonntags wurde ein Stadtbummel in Honfleur gemacht.
Gegen Abend sind die beiden nach Paris gefahren und zurück nach Stuttgart geflogen. Schön, dass ihr da wart und vielen Dank für dir Betreuung!
Dann hatten wir noch das Glück, dass niederländische Freunde von uns, Marianne und Marcel Gerards, die einen Urlaub in den Vogesen verbracht und von Annekes Unfall erfahren hatten, sich auf dem Heimweg die Mühe machten, einen entsprechenden Umweg zu fahren, um uns zu besuchen. Sie waren vom 13. bis 16.08. an Bord. Mit ihrem PKW sind wir dann gemeinsam nach Caen gefahren und haben dort das Mémorial de Caen, ein Museum, welches die europäische Geschichte des 20. Jhts vor, während und nach dem 2. Weltkrieg domukentiert, besichtigt. Da Marcel meinte, dass er sich einen fröhlicheren Abschluss seines Urlaubes vorgestelt hätte, haben wir danach einen Bummel in Honfleur gemacht mit entsprechenden schönen Zwischenstopps.
M & M, danke für euren Besuch!!
Der Besuch ließ nicht nach. Guus älteste Schwester, Christel mit ihrer Tochter Ernke und deren Sohn Jörg mit Freundin machten sich am Samstag, 18.08. die Mühe von den Niederlanden aus uns zu besuchen. Sie hatten Hotelzimmer in Le Havre bezogen und waren Samstagabend und Sonntagvormittag an Bord. Wir hatten uns lange Zeit nicht mehr gesehen, sodass es viel zu erzählen gab. Es waren sehr schöne Stunden! Jörg, danke für die Organisation, war eine tolle Idee!
Dann hatten wir noch das Riesenglück, dass unsere Bootsnachbarin Ewa, die mit ihrem Motorboot „Jacek-B“, welches sie vor zwei Jahren in den Niederlanden erworben hatte, ebenfalls längere Zeit in Honfleur liegen blieb, uns ihr Auto zur Nutzung angeboten hatte. Dieses Angebot haben wir gerne angenommen, sodass wir mehrere Tagesausflüge in die Normandie unternehmen konnten.
Ewa ist seit zwei Jahren mit ihrem Hund allein unterwegs, sie hat sich für diese weitere Lebensform entschieden nach einer komplizierten Krankheit. Ihr Mann Alain, der nicht seefest ist, besucht sie regelmäßig und bei diesen Gelegenheiten haben wir schöne, gemeiname Abende verbracht. Es ist eine Freundschaft entstanden und wir haben uns gegenseitig versprochen uns zu besuchen, wann immer dies möglich ist. Ewa fährt im nächsten Jahr mehrere Monate durch die Niederlanden, welche wir ihr aufgrund unserer Erzählungen schmackhaft gemacht haben.
Wir beiden haben mit Ewa’s Auto Tagesausflüge nach Le Havre, Lisieux, Falaise, Rouen und Bayeux gemacht. Um von Honfleur nach Le Havre an der anderen Seineseite zu gelangen fährt man über die in 1995 eröffnete Schrägseilbrücke „Pont de Normandie“, die mit 856 m, die größte Spannweite in Europa besitzt.
Lisieux gewann erst im 20. Jahrhundert wieder an Bedeutung als die Stadt als Sitz eines Karmels (Ordenzum Wallfahrtsort wurde aufgrund der Verehrung der Ordensfrau Thérèse Martin, die Hl. Thérèse, die in 1923 selig- und 1925 heiliggesprochen wurde. Lisieux ist nach Lourdes der zweitgrößte Wallfahrtsort Frankreichs.In Falaise haben wir die alte, restaurierte „Burg Falaise“ besichtigt. Falaise ist die Geburtsstadt von „Wilhelm der Eroberer“dem ersten Normannenkönig von England. Die frühere ursprüngliche Innenausstattung der Burg konnte man anhand 3-D-Animationen auf einem I-Pad nachvollziehen. Sehr gut gemacht!
Am 28.08.18 ging es mit Ewa’s Auto nach Rouen., Hauptstadt der nordfranzösischen Region Normandie. In Rouen wurde 1431 Jeanne d’Arc verurteilt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
Schließlich erfolgte eine Autofahrt nach Bayeux, ein schönes historisches Stadtchen mit einer tollen Altstadt im Départment Normandie. Im „Musée de la Tapisserie“ wird der mittelalterlicheTeppich von Bayeux ausgestellt. Er zeigt auf 74m Länge -alles gestickt- die Geschichte der Eroberungs Englands durch Wilhelm der Erobererim Jahre 1066.
Am 31.08. wurde der Gips an Annekes Arm entfernt, der nach einem Monat Gips natürlich krumm und steif war. Da sind jetzt mehrere Wochen Gymnastik-und Kraftübungen erforderlich.
Wir haben uns dazu entschlossen, am 5.09. weiter zu fahren und zum nächsten Hafen Ouistreham zu fahren, knapp 5 Stunden. Sechs Wochen, mehr oder weniger gezwungener- Aufenthalt in Honfleur waren zwar insgesamt positiv, aber wir wollten gerne weiter. Unser Ziel, die Kanarischen Inseln, werden wir bis Ende November d.J. wohl nicht erreichen, aber ………….. wir haben ja Zeit!!!