Französische Küste III -Honfleur bis Cherbourg-

Nach sechs Wochen konnten wir uns am 5.09.18,  im Übrigen der 115. Reisetag und die 23. Fahrt in dieser Saison, wieder auf dem Weg machen. Der Gips an Anneke’s Arm entfernt, aber Letztere noch krumm und steif, sodass sie nur eine halbe Bootsfrau ist. Guus hat -wie immer- vorher einen kompletten Bootsscheck durchgeführt und festgestellt, dass die Logge sich mit Seepocken und Schnecken zugsetzt hatte, weil das Schiff ja 6 Wochen nicht bewegt wurde. Das Wetter war mild, sodass wir Kurs auf Ouistreham, = rd. 22 Sm südlicher, nahmen.

Abschied von Honfleur
Logge vor Säuberung

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei 5 bis 11 Knoten konnte die komplette Strecke gesegelt werden. Nach 5 Stunden (vorher berechnete ETA „estimated time of arrival“ eingehalten) lagen wir vor der Schleuse um Eintritt in den Hafen zu gelangen. Die durch die Schleuse zu regulierender Wasserhöhe betrug ca.  5 Meter. Nach der Schleusung gelangt man in den „Canal de Caen la Mer“, wo sich seitlich auch der Hafen befindet. Ouistreham ist der Hafen für die grosse Stadt Caen, die ganz in der Nähe liegt und über den Canal und den Fluss Orne erreichbar ist. Wir fanden einen ruhigen Liegeplatz!   

Leuchtturm von Ouistreham

 

 

 

 

 

 

 

Längere Spaziergänge (Radfahren ist für Anneke vorerst Tabu) ins und ums Dorf, zum Strand und Dünenlandschaften etc. und das schöne Wetter führten dazu, dass wir vier Tage in Ouistreham verbrachten.

Am 9.09. machten wir uns schon früh auf dem Weg nach Port en Bessin (rd. 27 Sm). Wir waren bei der ersten Schleusung um 8.00 Uhr mit dabei. Segeln ist zum Teil eine Rechenaufgabe, Strömung, Hafenaus- und einfahrtzeit wegen dem Wasserstand und natürlich die Windrichtung sind dabei zu beachten. Wir hatten uns früh auf dem Weg gemacht, neben dem Motor beide Segeln setzen können und waren gegen 13.00 Uhr bereits in dem Vorhafen von Port en Bessin, aber ………………. die Schleuse war schon geschlossen, obwohl uns bei der telefonischen Nachfrage am Vortag eine spätere Schliessung der Schleuse mitgeteilt wurde, wahrscheinlich Verständigungsprobleme. Die nächste Öffnung war erst gegen 21.00 Uhr und weil der Vorhafen komplett trocken fällt, sind wir wieder raus auf das offene Meer und haben rechts vom Hafeneingang geankert. Da der Meeresboden an der Stelle ziemlich steinig war, haben wir bei der Änderung der Strömungsrichtung das Anker hochgehoben und  erneut fallen lassen um zu vermeiden, dass die Ankerkette sich um einen Felsen verheddert. Manöver gut gelungen.

Ankerplaz rechts der Hafeneinfahrt

Gegen 21.00 Uhr konnten wir dann -mit viel Gedränge vor der Schleuse durch die Fischerboote- in den Hafen. 

 

 

 

 

Im Hafen gab es nur zwei Liegeplätze für Besucher, die in der Saison nur max. 48 Std. belegt werden dürfen. Jetzt, in September, war es kein Problem länger zu bleiben. Port en Bessin, erstmals in  1035/1036 als Portu = Hafen erwähnt, zählt rd. 2000 Einwohnern im Départment Calvados. Sehr hübsch gelegen. Zu den Sehenswürdigkeiten -neben verschiedenen Kirchen- gehört der Turm Vauban, 1694 als Bastion gegen Piraten und gegen eine englische Invasion errichtet; ein Momument historique.

Turm Vauban -links-
Liegeplatz -einer von zwei-

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach vier Tagen war „Saint-Vaast-la-Hougue“ (rd. 28 Sm. südwestlicher) unser nächstes Ziel. Pünktlich bei der ersten Öffnung der Schleuse in Port en Bessin machten wir uns auf dem Weg um diesmal rechtzeitig vor der Schliessung der Schleuse in Saint-Vaast vor Ort zu sein, wir hatten knapp 5 Std. Zeit. Der Wind mit bis zu 13 Knoten ermöglichte das Setzen von beiden Segeln,  jedoch lief der Motor mit, damit wir trotz der zum Teil starken Gegenströmung im Schnitt 6 Knoten Fahrt hatten. Die See war ziemlich unruhig wegen dem starken Wind am Vortag. Mehr als pünktlich erreichten wir um 15.45 Uhr den Hafen und die Schleuse, hier ein Sperrwerk, war geöffnet, sodass wir eine direkte Durchfahrt bis zu unserem Liegeplatz hatten.

Hafeneinfahrt bei Hochwasser
Vorhafen mit Blick auf Hafeneingang bei Niedrigwasser

 

 

 

 

 

 

Drei Tage verbrachten wir in Saint-Vaast. Am vorletzten Tag passierte dem Skipper leider ein Malheur. Guus wollte den Frischwassertank auffüllen und legte den Wasserschlauch irrtümlich in den Dieseltank, sodass der Backborddieseltank bis oben hin mit Wasser betankt wurde. Glücklicherweise verfügt die GusAnne über vier Dieseltanks, ein gefilterter Tagestank (120 L), ein Maschinenraumtank (420 L), ein Steuerbordtank (320 L) und ein Backbordtank mit 340 L. Die Verbindungshähne waren geschlossen, sodass „nur“ Wasser in den Backbordtank, der fast leer war, befüllt wurde. Der Skipper hat sich dennoch große Vorwürfe gemacht, aber es war halt passiert. Der Motor läuft über den Tagestank, sodass wir uns dennoch auf dem Weg nach Cherbourg gemacht haben, weil Guus der Meinung war, dass wir in dem großen Hafen mehr Möglichkeiten hätten, das Problem zu lösen. Dies hat sich dann auch bewahrheitet.

Sonntag, 16.09. ging es dann um 13.30 Uhr -nachdem die Schleuse ab 13.00 Uhr geöffnet war- Richtung Cherbourg = 27 Sm weiter. Zeitprobleme hatten wir diesmal nicht, weil der Hafen in  Cherbourg zu jeder Zeit bzw. bei jeder Tide angelaufen werden kann. Bis zu 14 Knoten Wind ermöglichten bis ca. 5 Sm vor der Hafeneinfahrt das Setzen der Genua und des Großsegels.

Entspannung während der Fahrt

Montagmorgen hat Guus sich direkt auf dem Weg zum Hafenmeisterbüro gemacht und das Dieselproblem geschildert. Er erhielt die Erlaubnis, das abgepumpte Diesel-Wasser-Gemisch kostenlos in einen großen Container zu entsorgen. Mittels einer an Bord befindlichen Impellerpumpe und einen ca. 3 m langen Schlauch wurde die Flüssigkeit in Kanistern gepumpt, die Guus dann per Fahrrad zum Container brachte, insgesamt rd. 340 Liter. Anschließend wurde der Tankverschluss im Schiffsinnern geöffnet und der Tank von innen gereinigt. Problem -ohne Schäden am Motor- gelöst!

Danach hatten wir Zeit für Cherbourg, auf der Halbinsel Cotentin gelegen. Wanderungen innerhalb des historischen Stadtkerns und um die Stadt bis in den verschiedenen Häfen erfolgten sowie eine Besichtigung des Museums „La Cité de la Mer“, welches sich der Unterwasser- und der Tiefseeforschung widmet. Das Museum befindet sich in dem ehemaligen transatlantischen Hafenbahnhofs von Cherbourg -ein Art-decó-Gebäude aus 1933- , direkt gegenüber unseren Liegeplatz gelegen.

 

 

 

 

 

 

Spektakulär war die Besichtigung des größten öffentlich ausgestellten Museums-U-Bootes weltweit „La Redoutable“, das erste Atom-U-Boot der französichen Marine, welches in 1991 außer Dienst gestellt wurde. Das Boot war mit 16 M 1 Raketen ausgestattet, mit atomaren Sprengköpfen. Zwei Raketen dieser Art besassen mehr Sprengkraft als die in den beiden Weltkriegen insgesamt verfeuerten Sprengkörper. Glücklicherweise kamen diese Raketen nie zum Einsatz, das atomare U-Boot hatte nur abschreckende Wirkung. Das Musuem hatte auch einen gesonderten Ausstellungsbereich zum Thema „Titanic“. Die Titanic dampfte bei ihrer Jungfernfahrt von Cherbourg aus in Richtung Queenstown (Irland), bevor sie nach New York aufbrach. Der interaktive Parcours ermöglicht einen Einblick auf die Brücke, die Decks der 1., 2. und 3. Klassen sowie die Mitteilungszentrale. Man erlebt die legendäre Titanic vom Zwischenstopp in Cherbourg am 10.04.1912 bis hin zur Nacht in dem dieses Schiff nach 4 Tagen Überfahrt schließlich unterging. Traurig.

Dann hatten wir noch eine nette Gegebenheit. Als wir mit der GusAnne noch in Honfleur lagen, lief eines Abends ein Katamaran mit einem französischen Ehepaar im Hafen ein. Am Steg waren alle Plätze belegt und wegen der Größe des Kats wollte unser direkter Nachbar nicht, dass er an seinem Schiff anlegte um im „Päckchen“ zu liegen. Müde von der langen Fahrt -sie waren den ganzen Tag von Rouen aus die Seine hochgefahren, überwiegend gegen den Strom- fragten die beiden, ob sie an unserem Schiff festmachen durften, was für Guus eine Selbstverständlichkeit war und er ihnen beim Anlegen zur Hand ging . Am nächsten Tag waren die Beiden wieder auf dem Weg nach Cherbourg, wo sie seit dieser Saison einen festen Liegeplatz haben. In Cherbourg lagen wir nicht weit von dem Katamaran, den wir wegen der auffälligen Farbe direkt wieder erkannt hatten, entfernt. Beim Vorbeigehen erkannte der Skipper des Kats uns direkt und bedankte sich nochmals für Guus Freundlichkeit und Hilfe und lud uns spontan zu einem Abendessen auf seinem Schiff ein. Der Skipper Patrick und seine Frau Francoise leben seit diesem Sommer auf dem Katamaran, den Patrick komplett selber gebaut hat in den letzten 17 Jahren! Fertig ist er noch nicht, aber dafür hat Patrick jetzt, wo er nicht mehr arbeiten muss, Zeit. Das Material für den Baum und den Mast lagern schon oben an Deck. Francoise kochte ein typisches französisches Mahl „Blanquette de Veau“ (eine Art Kalbgeschnetzeltes mit Gemüse) für uns und eine „Tarte Tatin“ (selbstgemachte karamelisierte Apfeltarte) als Nachtisch. Es war sehr lecker und gemütlich. Natürlich haben wir uns nicht Lumpen lassen und gerne eine Gegeneinladung ausgesprochen.

Katamaran von Patrick und Francoise

 

 

 

 

 

 

 

 

Insgesamt haben wir vier schöne Abende miteinander verbracht. An einem hat Patrick uns mit seiner tollen Akkordeonmusik begeistert.

 

 

 

 

 

Wir bleiben voraussichtlich bis Dienstag in Cherbourg und möchten noch das „Musée Libération Batterie dur Roule“ und das Schloss Ravalet besichtigen.

Guus hat bei seinem regelmäßigen Kontrollgang am Ölfilters des Generators ein Leck festgestellt, welches er behoben hat. Es zeigt sich, dass regelmäßige Kontrollen des Maschinenraums, Bilgen, Wellenananlage etc. ein Erfordernis sind.

Dienstag, 25.09. wollen wir dann weiter nach Diélette.