Französische Küste V -Bretagne- St. Malo bis Saint-Quay-Portrieux

Bevor wir uns am 09.10.18 von Jersey aus auf dem Weg nach St. Malo machten, wurden erstmal ca. 680 Liter Diesel getankt.Dies lohnte sich, weil der Diesel in Jersey nur 0,65 Jerseypfund kostet, umgerechnet ca. € 0,71. Sehr günstig.

Die Überfahrt von Jersey zum französischen Festland, nach Saint-Malo, ca. 25 Seemeilen, bei halbbedeckten bis blauem Himmel und bis zu 20° war sehr schön und entspannt. Wir hatten bis zu 10 Knoten NW-Wind, sodass die Genua von Anfang an gesetzt werden konnte. Die Strecke ist wegen der vielen Felsen und Untiefen navigatorisch schon eine Herausforderung. Damit der Skipper zu jeder Zeit reagieren kann -auch wegen der vielen Fischernetze, die ausgelegt waren- lief der Motor überwiegend auf Standby mit. Zeitlich waren wir ein wenig unter Druck, weil der anvisierte Hafen „Port des Plaisance des Sablons“ nur über eine „Schwelle“ erreichbar ist, die max. bis 3 Std. nach Hochwasser geöffnet ist.

Einfahrt in den Hafen St. Malo „Port des Sablons“ fotografiert von Yves Morin

Wir haben es gut geschafft, aber im Hafen war eine für uns überraschend sehr starke Strömung, die uns beim Anlegen -wir mussten im Päckchen liegen, weil der Hafen wieder Erwarten sehr voll war- richtig auf das Nachbarschiff drückte, wir waren jedoch gut gefendert, sodass alles glatt lief. In der Bucht von Saint-Malo gibt es einen der größten Gezeitenunterschiede Europas; bis zu 12 Metern Differenz liegen zwischen Hoch- und Niedrigwasser, welche entsprechende Strömungen verursacht.

Der Grund dafür, dass der Hafen voll belegt war, erfuhren wir am nächsten Morgen beim Hafenmeister „Capitanerie“. Wir konnten nicht in dem Hafen bleiben, weil dieser reserviert war für Teilnehmer und Begleitpersonen der „Route de Rhum„. Der Start für die Regatta, war zwar erst am 25.10.18, aber die Teilnehmer und Betreuer trudelten schon wesentlich früher ein.

Die Route de Ruhm ist eine Transatlantik-Einhandsegelregatta, die seit 1978 alle vier Jahre ausgetragen wird. Die Startlinie ist unweit von St. Malo, die Grouin-Landspitze. Strecke von dort bis zur französischen Karibikinsel Guadeloupe sind 3.540 Seemeilen. Der Rekord, November 2014, liegt bei einer Gesamtzeit von nur 7 Tagen, 15 Stunden, 8 Minuten und 32 Sekunden. Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass wir mit unserem Segelschiff bei einer Atlantiküberquerung min. 3 Wochen brauchen.

Teilnehmer der Route de Rhum

Am nächsten Tag konnten wir nach Anfrage bei dem zuständigen Hafenmeister zu dem weiteren Hafen in St. Malo „Bassin Vauban“; aber das war schneller gedacht als getan. Die Strömung im Hafen Sablons war so stark, dass wir immer wieder -trotz Bugstrahlruder- auf das Nachbarschiff gedrückt wurden und nicht von der Stelle kamen. Nach einiger Zeit ging es ein wenig vorwärts mit der Folge, dass wir auf das nächste Schiff gedrückt wurden. Zwei französichen Segler sind dann auf dem Nachbarschiff und haben uns mit vereinten Kräften weggedrückt, sodass die GusAnne so frei kam. Der Anker des Nachbarschiffes hatte jedoch einen schönen Kratzer und eine kleine Delle auf den Rumpf der GusAnne verursacht, die Guus dann wegen Korrisionsgefahr bearbeitet hat. Schade, dass man im Hafen nicht auf die dort herrschende starke Strömung hingewiesen wird, wie dies in anderen Häfen wohl der Fall ist.

In dem Hafen „Bassin Vauban“ konnten wir 5 Nächte bleiben, sodass wir die Vorbereitungen für die „Route de Rhum“ mibekamen und schon einige Teilnehmerschiffe bzw.  -Flitzer- bestaunen konnten. Und wir hatten Zeit genug die tolle Stadt und die Küste zu besichtigen. Um jedoch in diesen Hafen zu gelangen, musste man durch eine Schleuse, die einen  unterschiedliche Wasserhöhe von ca. 6 bis 8 Metern auszugleichen hatte. Neben zwei weiteren Segelschiffe war ein großer Tanker in der Schleuse. Es waren keine Poller, wie üblicherweise in einer Schleuse, um das Schiff anzulegen und zu begleiten. Man bekam Hilfestellung von einem „Amaneur“, eine Person an Wall, der die Leinen oben festmachte und später nach der Schleusung wieder löste und einem zuwarf. Toll geregelt und wieder eine Erfahrung reicher!

Schleuse in St. Malo
Stadthaus St. Malo sowie Eingang zum historischen Museum

 

 

 

 

Tour Bidouane

 

 

 

 

 

 

 

 

Am 15.10.18 sind wir weiter zu dem nur knapp 10 Seemeilen weiter gelegenen Hafen des Örtchens Saint-Cast-le-Guildo. Wir haben diese kurze Strecke gewählt, weil zwei Tage vorher die Schmutzwasserpumpe streikte und wir den Tank -noch in St. Malo- manuell mittels Handpumpe leergepumpt haben, ca. 200 Liter. Mit Hilfe von Yves Morin, ein Franzose, dem unser Schiff sehr gut gefiel und uns beim Einlaufen in den Hafen Sablons beobachtet und fotografiert hat, haben wir eine neue Pumpe gekauft. Yves, der im St. Malo lebt und sein Segelschiff in den Hafen Sablons liegen hat, hatte sich per E-Mail gemeldet und uns mitgeteilt, dass er unser Schiff fotografiert hatte. Wir haben uns dann zu einem Treff auf unserer GusAnne verabredet und uns so kennen gelernt. Sehr schön! Weil wir am 15.10. den Hafen in St. Malo verlassen mussten, hat Yves die Pumpe an dem Montag für uns bestellt und war dann so freundlich und hat uns die Pumpe nach Saint-Cast-le-Guildo gebracht, welches mittels Auto sehr schell zu erreichen ist. Dies war eine tolle Geste! Vielen Dank Yves! Wir haben Yves auf einen Lunch eingeladen, als er uns die Pumpe brachte.     

Yves und Guus

 

 

 

Hafen Saint-Cast-le-Guildo

 

 

 

 

 

 

Die drei Tagen, an welchen wir dort im Hafen lagen, haben wir beobachten können, dass viele Fischerboote X-Säcke mit gefangenen Jakobsmuscheln an Land brachten. Yves erzählte uns, dass gerade hier in diesem Küstenbereich eine ertragsreiche „Ernte“ erzielt werden kann.

Eines der vielen Fischerschiffen mit Jakobsmuschelnfang

Auf dem Nachhauseweg hat Yves uns mitgenomen nach Le Guildo und von dort haben wir beide bei gutem Wetter eine tolle, aber anstrengende  11-Km-lange Küstenwanderung nach Saint-Cast gemacht; wir waren gute 3 Stunden unterwegs. Das „Health-App“ gab an: 11 Kilometer, 18.959 Schritte und 69 Stockwerke.

Fotos vom Küstenwanderweg

                                                  

Donnerstag, 18.10.18 ging es weiter nach Saint-Quay-PortrieuxDer Ort is eine Gemeinde mit nur 2.931 Einwohnern im Départment Cotes d’Armor. Es hat den Charakter eines Badekurorts.  Die Strecke bis dahin von rd. 27 Seemeilen schafften wir bei max. 18 Knoten NNO-Wind mit gesetzter Genua  in knapp 5 Stunden. Die See war wegen dem starken Wind am Vortag ziemlich unruhig mit Wellen von ca. 1,5 Metern. Die Küste der Bretagne ist genau wie die Küste der Normandie beeindruckend, man kann sich nicht satt gucken. Die Fahrt führt u.a. um das Cap Fréhel.

unterwegs nach Saint-Quay-Portrieux

In Saint-Quay hat Guus die neue Schmutzwasserpumpe eingebaut und anschließend lief alles wieder wie geschmiert.

Wäschetag in Saint-Quay
Wanderweg in St. Quay

„Öffentliches“-Seeschwimmbad in St. Quay. Bei jedem Hochwasser gibt es neues, frisches WasserSonntag, 21.10. planen wir eine Weiterfahrt nach Porres-Guirec = 37 Seemeilen. Wir haben beschlossen, auch auf Empfehlung von erfahrenen französischen Seglern unser Schiff über Winter, d.h. in Dezember und Januar in Lorient in der Süd-Bretagne liegen zu lassen. Dort gibt es einen sicheren Hafen, der Schnee- und Eissfrei ist und gute Bahnverbindungen nach Deutschland bzw. Erftstadt. Von Saint-Quay aus sind dies noch rd. 200 Seemeilen, die wir, trotz mehrtägigen Aufenthalte bei unseren Zwischenstopps auf dem Weg dahin, bis Ende November gut schaffen können.